06 | 2017 Markt

Zinsschere öffnet sich weiter

Die Schere zwischen dem Leitzins der europäischen Zentralbank (EZB) und der US-amerikanischen Federal Reserve (Fed) öffnet sich zunächst weiter.

Auf der auswärtigen EZB-Ratssitzung in Estland betonte Draghi die Entscheidung, dass der Leitzins unverändert bei 0,0 % bleibt und die Anleihekaufprogramme mindestens bis Ende des Jahres weitergehen werden. Auch der Strafzins für das geparkte Geld der Banken bleibt bei -0,4 % und es werden weiter Monat für Monat rund 60 Mrd. Euro für den Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen aufgewendet.

Doch es gab auch vorsichtige Hinweise auf das Ende der ultra-lockeren Geldpolitik. So änderte sich die Forward Guidance der EZB zur künftigen Leitzinsentwicklung leicht: Die Währungshüter bewerteten Wachstumsrisiken für den Euroraum als „weitgehend ausgeglichen“ statt „abwärtsgerichtet“ und die Aussichten für die Weltwirtschaft als gut. Auch verzichteten die Notenbanker auf den Hinweis auf mögliche weitere Zinssenkungen. Draghi machte allerdings klar, dass die guten Inflationsdaten der letzten Monate den Blick dafür trübten, dass diese vor allem den Energiepreisen geschuldet seien. Und der Ölpreis falle derzeit wieder.

Die Fed hat dagegen erneut ihre Leitzinsen um 0,25 Punkte auf nun 1,0 bis 1,25 % erhöht. Wie erwartet setzt sie damit ihren Kurs fort und deutete eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr an. Nachdem sich der US-Arbeitsmarkt als sehr stabil erweist, die Arbeitslosenquote derzeit mit 4,3 % auf dem niedrigsten Stand seit 16 Jahren liegt und auch die Preise langsam anziehen, nimmt die Zinswende der Fed Fahrt auf. Bereits 2015 hatte die Fed die Wende in der Geldpolitik moderat eingeleitet und die Zinsen 2015 sowie 2016 jeweils einmal heraufgesetzt. 2017 erhöht die Fed nun mit der zweiten Anhebung in diesem Jahr das Tempo. US-Präsident Donald Trump dürfte das gar nicht passen, er will die Konjunktur durch radikale Steuersenkungen und Milliarden-Investitionen ankurbeln und gilt als Kritiker von Zentralbankchefin Janet Yellen.

Ausblick

Noch öffnet sich die Zinsschere, doch die Wende ist nur eine Frage der Zeit.

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