06 | 2017 Markt

Peak Oil nicht in Sicht

Im Monat Mai waren die internationalen Finanzmärkte überwiegend freundlich. Globale Aktien legten leicht zu und markierten teilweise neue Hochs. Die Renditen waren stabil bis rückläufig. Die Volatilität und der Rohölpreis gaben erneut nach.

Der Rohölpreis reagierte mit einem Rückgang von 2,5 % auf die erfolgreiche Vereinbarung der OPEC über eine Verlängerung der Produktionskürzungen um neun Monate über den Juni 2017 hinaus. Obwohl dieser Schritt exakt den Ankündigungen entsprach, war der Markt enttäuscht. Offensichtlich hatten einige Investoren noch stärkere Schritte erwartet.

Nicht alle OPEC-Länder tragen einen gleichen Anteil an den Kürzungen. Libyen und Nigeria kürzen gar nicht und der Iran darf sogar den Output steigern. Außerdem halten sich nicht alle Länder an die vereinbarten Kürzungen. Der Irak förderte im ersten Quartal täglich 80.000 Fass über dem vereinbarten Limit. Der Kampf der Ölnation gegen den IS hat tiefe Spuren und hohe Schulden hinterlassen. Saudi Arabien dürfte weiterhin für einen Ausgleich sorgen. Allerdings fährt der größte Produzent bereits selbst ein hohes Defizit und die Moral der übrigen Truppe wird dadurch auch nicht gestärkt. Es gibt keinerlei automatische Sanktionen. Das OPEC-Abkommen ist also durchaus fragil. Allerdings werden außer den USA faktisch alle anderen großen Produzenten planwirtschaftlich dirigiert, was gute Voraussetzungen für ein funktionierendes Abkommen sind. Und alle haben ein großes Interesse an möglichst hohen Preisen, um ihre (Staats- )haushalte zu stabilisieren.

Etwas anders ist das Bild in den USA, welche auch nicht der OPEC angehört. Hier regiert der Wettbewerb. Gefördert wird zunächst, solange die Produktion profitabel ist. Die Zahl der aktiven Bohrtürme wächst wieder. Dafür sorgen einerseits der von der OPEC stabilisierte Preis und anderseits beachtliche Produktivitätsgewinne – bei der Schieferproduktion („Fracking“) wie auch bei Tiefseebohrungen. Lag bei letztere der Break-Even-Preis noch bei 75 US-Dollar pro Fass, so ist er im laufenden Jahr auf 50 US-Dollar gefallen. Auf kurze Sicht bewahrheiten sich die Peak-Oil-Prognosen also noch nicht, welche steigende Explorations- und Produktionskosten für die Zukunft vorhersagen.

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