11 | 2016 Markt

Zeichen der Wende?

Nachdem der erwartete Aufschrei an den Börsen nach dem Wahlsieg Donald Trumps weitgehend ausblieb, mehren sich offenbar die Anzeichen einer bevorstehenden Reduzierung der expansiven Geldpolitik. In Europa ist zwar noch keine Zinswende in Sicht, doch nach Aussagen von EZB-Direktor Yves Mersch nähere man sich langsam einer Abkehr von der ultra-lockeren Geldpolitik.

Doch bis dahin gibt EZB-Präsident Mario Draghi noch einmal Gas: Vom 29. November bis zum 21. Dezember werde die Geschwindigkeit der Ankäufe von Anleihen erhöht, teilte die EZB am Anfang November mit. Danach solle über die Feiertage pausiert werden. Experten erwarten, dass der EZB-Rat in seiner Dezember-Sitzung entscheidet, ob das auf 1,74 Billionen Euro ausgelegte Anleihekaufprogramm nach dem März 2017 fortgeführt werden soll.

Einen ganzen Schritt weiter ist die amerikanische Notenbank Fed: Das Protokoll ihrer jüngsten Sitzung deutet bereits auf eine Leitzinsanhebung im Dezember hin. Danach hielten die Vertreter der meisten Fed-Mitglieder eine Zins-erhöhung „relativ bald“ für angemessen. Etliche Vertreter warnten bereits vor einer Überhitzung am Arbeitsmarkt. Seit der US-Wahl sind diese Erwartungen nun noch einmal verstärkt worden, so dass vom Beschluss einer Zinserhöhung auf der nächsten Sitzung am 13. und 14. Dezember auszugehen ist.

Auch Notenbankchefin Janet Yellen selbst hatte im November vor dem amerikanischen Kongress diese Position verstärkt, indem sie die Formulierung nutzte, eine Erhöhung dürfe „relativ bald“ angemessen sein und die Konjunktur mache „sehr gute Fortschritte“. Donald Trumps Wahlversprechen steigender Staatsausgaben und sinkender Steuern sollten die Inflation zusätzlich befeuern und eine Rücknahme der lockeren Geldpolitik erleichtern. Auch die auf die Binnenwirtschaft ausgerichtete protektionistische Handelspolitik dürfte in diese Richtung wirken. Wenn Trump nicht auch diese Wahlaussagen kassiert.

Ausblick

Noch sind die Zinsen niedrig und mit einem schnellen Anstieg ist auch nicht zu rechnen. Doch langsam mehren sich die Zeichen einer vorsichtig eingeleiteten Wende in der Geldpolitik.

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