09 | 2016 Markt

Vertagt

Trotz massiver Kritik an ihrem derzeitigen Kurs lässt die EZB den Leitzins auf dem aktuellen Tiefststand von Null. Der Einlagezins wird weiterhin bei minus 0,4 % liegen. So entschied der EZB-Rat auf seiner Sitzung Anfang September. Der Rat erwartet, dass die Leitzinsen auch in Zukunft auf dem aktuellen oder auf einem sogar noch niedrigeren Niveau bleiben werden. Anleger, die eine weitere Lockerung erwartet hatten, reagierten enttäuscht, so dass der DAX kurz nach der Leitzinsentscheidung deutlich abrutschte. Zeitweise lag er bei nur 10.570 Punkten, erholte sich dann jedoch wieder ein wenig.

Mario Draghi betonte, dass das Quantitative Easing der EZB bis mindestens März 2017 und bei Bedarf sogar noch länger laufen wird, bis eine nachhaltige Korrektur der Inflationsentwicklung erkennbar wird. Bis März sollen Wertpapiere im Gesamtvolumen von 1,74 Billionen Euro gekauft werden.

Rund 80 Millionen Euro werden monatlich von der EZB in Staatsanleihen und andere Wertpapiere investiert. Insbesondere die für die Umsetzung des QE-Programms benötigten Bundesanleihen werden mittlerweile immer knapper. Würden die USA ihren Leitzins erhöhen, wäre dieses Problem jedoch gelindert. Privatanleger würden ihr Geld ertragreicher im Ausland anlegen wollen und ihre Bundesanleihen verkaufen, welche die EZB dann wiederum kaufen könnte.

Vor der US-Präsidentschaftswahl im November bleibt die amerikanische Notenbank jedoch vorsichtig und lässt ihren Leitzins ebenfalls weiterhin unverändert. In der September-Sitzung wurde beschlossen, dass der Zielkorridor weiterhin bei 0,25 bis 0,5 % liegen wird.

Für Dezember rechnen jedoch viele Experten mit einer Zinserhöhung, denn der Ausschuss sendete deutliche Signale. Zuletzt hatte die Fed ihren Leitzins im Dezember 2015 erhöht. Diese Aussicht auf eine Zinserhöhung beflügelte den deutschen Aktienmarkt. So legte der DAX am Tag nach der Fed-Sitzung um 1,8 % auf 10.629 Punkte zu.

Ausblick

Solange die Fed nicht vorausgeht, wird die EZB keinen Versuch unternehmen, ihre expansive Geldpolitik zurückzufahren. Und selbst im Falle eines US-Zinsschrittes wird es eine ganze Weile dauern, bis die EZB ihre Maßnahmen in homöopathischen Dosen reduziert und eine Zinserhöhung in Europa denkbar wird.

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