01 | 2018 Markt

Uneinig

Am Geldmarkt mehren sich die Gerüchte, die EZB könnte doch früher als gedacht den Einlagensatz von derzeit -0,4 % p. a. anheben und die Strafzinsen auf Einlagen der Banken damit leicht abmildern. Auslöser dürfte das Protokoll der EZB-Ratssitzung aus dem Dezember 2017 sein, das im Januar 2018 veröffentlicht wurde. Daraus geht hervor, dass der EZB-Rat bereits zu Beginn des Jahres – wahrscheinlich wäre die März-Sitzung – mit der Korrektur des geldpolitischen Kurses beginnen und die Märkte auf eine sukzessive Normalisierung der Geldpolitik vorbereiten will.

Die US-Notenbank Fed hat längst mit drei Zinsschritten im vergangenen Jahr die Zinswende eingeleitet. Japans Zentralbank, besonders bekannt für ihre ultralockere Geldpolitik, hat das Volumen ihrer Anleihenkäufe reduziert, den Leitzins jedoch unangetastet gelassen. In Europa hob zuletzt die rumänische Nationalbank ihren Leitzins wieder an – das erste Mal seit 2008.

Nach den Protokollen der EZB hält diese die Konjunktur der europäischen Volkswirtschaften für robust genug. Man habe sich darauf verständigt, dass die Kommunikation nach außen schrittweise angepasst werden müsste. Für diese Änderung der „Forward Guidance“ sprechen auch verbesserte Inflationserwartungen.

Vor diesem Hintergrund überrascht die Aussage von Bundesbank-Präsident Weidmann, der in seiner Rede anlässlich einer Preisverleihung Mitte Januar das „unmittelbare Änderungsrisiko“ als gering einstufte, woraufhin die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen leicht nachgaben. Gleichzeitig bekräftigte Weidmann noch einmal die Aussage, dass die Anleihekäufe bei halbiertem Volumen bis mindestens September 2018 fortgesetzt würden. Die Äußerungen des EZB-Rates deuten allerdings an, dass eine Verlängerung darüber hinaus eher unwahrscheinlich ist.

Am Ende bleibt es auch zum Anfang des Jahres 2018 bei der geldpolitischen Schlingerpartie der Europäischen Zentralbank.

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