08 | 2018 Editorial

Spaßverderber

Foto: © Jenny Sturm - Fotolia

Es herrschte ohnehin schon Bärenstimmung auf der DAX-Party und dann kommen auch noch zwei ungeladene Gäste und machen Randale. Der lautstark ausgetragene Konflikt zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem türkischen Amtskollegen Recep Erdoğan lenkt allerdings auch etwas davon ab, dass der DAX zu seinem 30. Geburtstag ins Minus gerutscht ist.

Nun ist der US-Präsident nicht schuld an einer verfehlten türkischen Wirtschaftspolitik. Aber er hat mit dem Smartphone gezündelt und einen Brand entfacht. Die türkische Lira im Sturzflug zieht den türkischen Kursindex herunter, insbesondere Papiere türkischer Banken verloren im Schnitt rund 17 % an Wert. Der DAX fällt ebenfalls – aus Sorge vor den Folgen der Türkei-Krise für den europäischen Finanzmarkt. Die deutschen Banken- und Versicherungspapiere haben immerhin einen Anteil am DAX von rund 10 %.

Zum Anlass seines 30-jährigen Bestehens lesen Sie im Fokus-Thema in diesem Monat mehr zum DAX und seinen Besonderheiten.

Das Problem einer Finanz- und Wirtschaftskrise in der Türkei ist jedoch weit gravierender als eine verpatzte Party und das Machtgehabe zweier im Ausland nicht sonderlich beliebter Staatsmänner. Die Risiken sind nicht zu unterschätzen. Aus einem lokalen Problem kann leicht eine neue Finanzkrise erwachsen. Einige französische und spanische Großbanken sind intensiv mit der Türkei im Geschäft. Die Sorge der EZB, dass erneut Kreditinstitute in Schieflage geraten könnten, belastete vorübergehend schon den Eurokurs.

Die mutwillige Brüskierung Erdoğans durch Trumps Androhung, die Zölle auf Stahl und Aluminium zu erhöhen, nachdem die Lira seit Jahresbeginn bereits um 50 % an Wert verloren hatte, ist auch geopolitisch brandgefährlich. Der Nato-Partner Türkei könnte sich erneut Russland zuwenden, das bereits Unterstützung signalisiert und die Streitigkeiten um den Flugzeugabschuss vor drei Jahren offenbar überwunden hat. Das Feindbild der USA wirkt hier vielleicht vereinend.

Für die Märkte verheißt das nichts Gutes. Wohlmöglich befinden wir uns erneut an der Schwelle zu unruhigen (Börsen-)Zeiten.

In diesem Sinne: Machen Sie es wie der DAX und bewahren Sie beim Investieren einen langen Atem.

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