09 | 2018 Editorial

Nicht jammern

Foto: © AntonioDiaz - Fotolia

Es ist vielleicht das Unwort des letzten Jahrzehnts: Krise. Gefühlt stecken wir seit mindestens zehn Jahren in einer Dauerkrise. Sie mag mit der Lehman-Pleite begonnen haben, hat sich dann aber scheinbar in alle Lebensbereiche verbreitet. Neben der Wirtschaft und den Finanzen sind angeblich auch die Demokratie, Parteien und Gewerkschaften sowie die Zukunft der Arbeit und der sozialen Absicherung in der Krise. Die Liste ließe sich vermutlich leicht fortsetzen. Mann, geht es uns schlecht. Da hilft nur der Rückzug ins Private und die Selbstoptimierung, oder?

Natürlich nicht, im Gegenteil. Die Analyse zeigt doch: Insbesondere Deutschland geht es insgesamt gut – es fühlt sich bloß nicht so an. Und das ist das eigentliche Problem. Sogar in der EU läuft es immer besser. Nein, noch werden die Zinsen in der Eurozone nicht angefasst. Die Zentralbank ließ allerdings verlautbaren, dass das Aufkaufprogramm, welches ohnehin Ende des Jahres auslaufen soll, ab Oktober nur noch mit halber Kraft läuft. Also werden in den letzten drei Monaten Staats- und Unternehmenspapiere im Wert von 15 Mrd. Euro pro Monat aufgekauft, statt wie bislang für 30 Mrd. Euro.

Die Ankündigung der EZB, zum Normalzustand zurückkehren zu wollen und zehn Jahre nach der Lehman-Pleite ein Ende der Nullzins-Ära einzuläuten, sollte eigentlich Anlass zur Freude sein. Vielleicht der passende Moment, sich von der gefühlten Dauerkrise zu verabschieden. Der neudeutsche Ausdruck dafür ist „Mindset“: Die Entscheidung darüber, wie man auf die Welt blicken will.

So wie die Chefs der türkischen Zentralbank, die gegen den präsidialen Gegenwind die Zinsen kräftig angehoben haben, um gegen die Negativspirale anzukämpfen, in der das Land steckt. Was in der Türkei gerade passiert und ob die akuten Währungs- und Wirtschaftsturbulenzen vielleicht nach Europa ausstrahlen, darum geht es in unserem Fokus-Thema in diesem Monat.

Einmischen, nicht Rückzug. Zuversicht, statt Herbstgrau. Es gibt genügend Gelegenheit, die Chancen wahrzunehmen – im Beruf, im Privaten und bei der Kapitalanlage.

In diesem Sinne: Streichen Sie das Wort Krise aus Ihrem Wortschatz und programmieren Sie sich selbst auf einen goldenen statt trüb-grauen Herbst.

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