07 | 2018 Editorial

Raus aus der Komfortzone

Foto: © urbans78 - Fotolia

Uns Deutschen geht es gut. Unsere Volkswirtschaft ist eine der stärksten, deutsche Produkte sind weltweit gefragt und wir haben ein funktionierendes Bildungs- und Sozialsystem.

Und wir waren Fußball-Weltmeister – bis wir enttäuschend bereits in der Gruppenphase der WM 2018 in Russland ausschieden.

Natürlich gibt es seitdem 82 Mio. Fußballtrainer in Deutschland, die es eigentlich besser wussten als Jogi Löw. Aber unabhängig von aller Taktik und fußballerischen Qualität wurde eines deutlich: Es fehlte an der richtigen Motivation, am Biss, am Willen füreinander alles zu geben, um gemeinsam ein herausragendes Ergebnis zu erzielen.

Mit dem vierten Stern auf der Brust, dem U21-Europameistertitel, dem Gewinn des Confed Cups und einer einzigartigen WM-Qualifikation ohne Niederlage waren Selbstbewusstsein und Erwartungshaltung hoch. Doch dann kam alles anders.

Es mag einem das Mäuse-Gleichnis von Spencer Johnson in den Sinn kommen, in dem zwei Mäuse und zwei Zwerge in einem Labyrinth wohnen. Sie ernähren sich von Käse, der zunächst immer an der gleichen Stelle liegt. Es geht ihnen gut, denn der Käse ist im Überfluss vorhanden. Während sich die rationalen Zwerge darauf verlassen, sind die Instinkt getriebenen Mäuse weiter umtriebig und erkunden das Labyrinth, wo sie mal mehr und mal weniger Käse finden. Den Zwergen ist das zu anstrengend und sie lachen über den Aufwand der Mäuse, schließlich ist doch genug Käse da. Wozu also der Stress?

Als der Käsevorrat aber immer weniger wird und eines Tages ganz verschwindet, sind die Mäuse vorbereitet. Sie kennen sich aus und wissen, wo sie neuen Käse finden. Die Zwerge dagegen hungern und warten darauf, dass jemand den Vorrat auffüllt. Sie hätten ein Recht auf ihren Käse, sagen sie. Schließlich war da doch immer Käse. Erst als der Hunger zu groß wird, macht sich einer der beiden auf den Weg.

Übertragen auf den Fußball erklärt es vielleicht ein Stück weit, warum Mannschaften „kleiner“ Staaten wie Kroatien und Belgien bei dieser WM so erfolgreich waren. Oder warum sich eine isländische Mannschaft, deren Spieler meist nur nebenberuflich Fußball spielen, überhaupt qualifizieren konnte. Und eventuell auch, warum sich als Favoriten eingeschätzte Ländern oft schwer damit tun, an ihre großen Erfolge anzuknüpfen.

Das motivatorische Grundproblem lässt sich auch auf die (Volks-)Wirtschaft übertragen. In unserem Fokus-Thema in diesem Monat haben wir den nicht ganz ernst gemeinten Versuch unternommen, eine Parallele zwischen sportlichen und wirtschaftlichen Erfolgen einiger WM-Teilnehmer zu finden.

Übrigens verhält es sich auch mit den Zinsen wie mit dem Käse: Wir können darauf warten, dass sie zurückkehren oder wir können neue Wege gehen, um welche zu bekommen.

In diesem Sinne: Trauen Sie sich aus der Komfortzone.

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