Die Sommerferien sind in einigen Bundesländern bereits in greifbarer Nähe, und viele werden sich schon einen Gedanken in Richtung „dolce far niente“ und Siesta an von Pinien gesäumten Stränden über türkisfarbenem Wasser gönnen: das Mittelmeer. Sehnsuchtsort der Nordeuropäer und doch politisch in diesem geeinten Europa so weit von uns entfernt.
Denn in einer Zeit, in der Europa stärker zusammenrücken müsste, um die europäischen Probleme zu lösen und Vorreiter für ein konstruktives, globales Zusammenleben zu werden, geschieht das Gegenteil.
Da braucht es gar nicht erst die schallende, gar nicht mehr diplomatische Ohrfeige des US-Präsidenten, der die G7-Regierungschefs blamierte, für den kanadischen Premier einen besonderen Platz in der Hölle reserviert haben möchte und sich mit den Autokraten beziehungsweise Diktatoren der östlichen Hemisphäre gemein macht.
Das „Mare Nostrum“ des römischen Imperiums wird indes zur gemeinsamen Plattform der Anrainerländer: Spanier, Italiener, Südfranzosen und Griechen stehen einander näher als dem geografisch vielleicht näheren Rest Europas und seinen kühleren Gefilden. Der Riss in Europa wird deutlicher mit der neuen italienischen Regierung, deren möglichen Auswirkungen auf die Stabilität des Euro wir in diesem Monat unser Fokus-Thema widmen.
Da tut es fast nichts zur Sachen, dass der eurokritische italienische Innenminister Matteo Salvini ein Flüchtlingsschiff im Mittelmeer als Geisel nimmt, um seinen Standpunkt in Sachen europäischer Flüchtlingspolitik klarzumachen. Auch wenn sich interessanterweise die junge spanische Regierung erbarmte, die Flüchtlinge aufzunehmen. Die erstaunliche Koalition, die sich in Rom zusammengefunden hat, zeigt die Bruchlinie zwischen dem Norden und Süden Europas auf. Unterschiedliche Parteien wie die (nördliche) Lega Nord und die (südliche) Fünf-Sterne-Bewegung werden durch die Ablehnung Deutschlands, Brüssels und des Euro geeint.
In diesem Sinne: Stornieren Sie nicht gleich den Italien-Urlaub. Allerdings war das Wetter an Nord- und Ostsee zuletzt besser als auf Capri …