11 | 2017 Markt

Sparer und Sparkassen im Abseits

Die Europäische Zentralbank (EZB) halbiert das Volumen der monatlichen Anleihekäufe ab Januar 2018 auf 30 Mrd. Euro. Gleichzeitig verlängert sie das Anleihekaufprogramm um neun Monate bis mindestens Ende September 2018. Durch die Verlängerung erhöht sich das kalkulierte Gesamtvolumen um 270 Mrd. Euro auf 2,55 Bn. Euro. Als Gründe wurden die anhaltend niedrige Inflationsrate und Deflationsrisiken genannt. Das Wirtschaftswachstum der Eurozone entwickle sich derzeit stärker als erwartet, so dass das Programm auslaufen könnte, erklärte EZB-Chef Mario Draghi und stellte klar, dass bei einer rückläufigen Entwicklung auch die Anleihekäufe fortgesetzt oder gar wieder ausgeweitet werden könnten.

Damit ist klar, dass ein Zinsschritt nicht vor 2019 zu erwarten ist. Das bestätigte auch EZB-Ratsmitglied und österreichischer Notenbank-Chef Ewald Nowotny: Das Zinsversprechen der Notenbank sehe vor, die Zinsen erst nach dem Ende des Anleihekaufprogramms anzuheben.

Was heißt das für Investoren und Sparer? Auf absehbare Zeit niedrigste Zinsen machen Aktien- und andere Sachwertanlagen für Investoren attraktiv, so dass die niedrigen Zinsen die Kursentwicklung an den Aktienmärkten unterstützen und zu weiteren Rekordständen beflügeln – Überhitzungsrisiko mit eingeschlossen. Allerdings sind es eher professionelle Investoren, die auf dem Markt aktiv sind.

Private Anleger agieren noch immer sehr zurückhaltend. 1,9 Bn. Euro liegen in Deutschland auf Tagesgeld-Konten – kaum weniger als die EZB insgesamt für das Anleihekaufprogramm aufwenden will. Die Zinsen auf Tagesgelder tendieren gegen Null und werden angesichts der ausbleibenden Leitzinserhöhung auch 2018 nicht steigen. Die Inflationsrate ist der EZB mit deutlich weniger als 2,0 % zwar zu niedrig. Um das unverzinste Vermögen deutscher Sparer abzuschmelzen, genügen allerdings auch die aktuellen Inflationsraten von 0,5 bis 1,5 %, und das entspricht einem absoluten Werteverlust zwischen 9,5 und 28,5 Mrd. Euro pro Jahr.

Auch die Banken und Sparkassen leiden, denn die kaum verzinsten Einlagen der Sparer können auf dem aktuellen Zinsniveau nicht gewinnbringend refinanziert werden. Für Aktien-Exposures bleibt kaum Raum, die Aktienquoten des Depot A sind meist ausgeschöpft. Alternativen werden händeringend gesucht.

Ausblick

Die Aktienmärkte schrauben sich in schwindelerregende Höhen, während Sparer und Sparkassen im Abseits stehen und dem Abschmelzen ihrer Vermögen zuschauen. Umso gefragter werden fest verzinste Alternativen zu direkten Aktieninvestments sein.

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