07 | 2019 Markt

Sommerhoch

Im Juni legten die Finanzmärkte auf breiter Front und teilweise deutlich zu. Die wichtigsten Leitindizes für Aktien stiegen zumeist im oberen einstelligen Prozentbereich.

Woher kam die gute Stimmung? Der Juni war ein durchaus bemerkenswerter Monat, in welchem die führenden Notenbanken zur großen Kehrtwende ansetzten. Zwar hat die US-amerikanische Fed in diesem Jahr noch keine Zinserhöhung durchgeführt – und ein solcher Schritt galt für dieses Jahr bislang als unwahrscheinlich –, doch nunmehr gehen Marktteilnehmer tatsächlich von einer Zinssenkung der US-Notenbank bis Jahresende aus. An den Finanzmärkten hat das bereits deutliche Spuren hinterlassen. Die Rendite für 10-jährige Staatsanleihen fiel von 2,7 % am Jahresanfang auf nur noch 2,0 %. Das klingt zunächst nicht viel, hat aber für die Bewertung langfristiger Kapitalströme wie beispielsweise Anleihen mit langer Laufzeit oder zeitlich unbegrenzter Gewinnbeteiligung (Aktien) eine ganz erhebliche Auswirkung.

Während die Fed die wirtschaftliche Erholung nach der Finanzkrise für neun Zinserhöhungen auf zuletzt immerhin 3 % nutzen konnte, verharren die Zinsen auf Einlagen bei der Europäischen Zentralbank seit über drei Jahren im negativen Terrain. Folglich gibt es hier kaum Spielraum für stimulierende Maßnahmen durch die Notenbank. Angesichts drohender Konjunktursorgen dürfte es dennoch eine marginale Senkung um 10 Basispunkte im September geben. Auch Australien, Russland, Indien und China arbeiten an Zinssenkungen und weiteren geopolitischen Stimuli.   

Angesichts der weltweit offenen Geldhähne überrascht es nicht, dass Gold (+8,0 %) und Kryptowährungen bei den Investoren gefragt waren und deutlich stiegen. Den größten Zuwachs verzeichnete der Preis für Rohöl mit einem Plus von 9,3 %. Nach dem Absturz im Vormonat handelt es sich einerseits um eine technische Erholung. Andererseits haben die Anschläge auf Schiffe vor der Küste Irans doch für erhebliche Spannungen gesorgt und sowohl geopolitisch als auch an den Finanz- und Rohstoffmärkten einige Nervosität verursacht. Daneben rangen die Staaten des OPEC-Kartells gemeinsam mit Russland um eine Verlängerung der Produktionsbeschränkungen zur Stützung des Preises. Auch hier sind die Konjunktursorgen ein gewichtiger Faktor, da ein möglicher Nachfrageeinbruch zusätzliche Unsicherheit ins Spiel bringen würde.   

Der weiterhin entscheidende Belastungsfaktor für die Weltkonjunktur bleiben allerdings die immer wieder vorgetragenen Angriffe auf den Welthandel. Daraus resultieren Unsicherheit, Hemmnisse für Investitionen und die ökonomischen Ineffizienzen in der Allokation von Ressourcen. Leider ist es populär geworden, mit kurzsichtigen Verteilungskämpfen auf Stimmenfang zu gehen, obwohl die volkswirtschaftliche Kooperation zu einem besseren Gesamtergebnis führt, bei dem beide Handelspartner gewinnen können. Vielmehr riskieren die Streitparteien sogar bewaffnete Konflikte mit hohen Rüstungsausgaben und schlimmstenfalls unsäglichen Kosten durch Leid und Zerstörung. 

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