12 | 2019 Markt

Rückblick 2019

Für fast alle Anlageformen – Aktien, Anleihen, Edelmetalle – lief es bislang spiegelbildlich zum desaströsen 2018. Die Kursgewinne machten sogar die Vorjahresverluste mehr als wett. Man könnte an dieser Stelle noch die Prognosen der Analysten vom Jahresbeginn aufführen, die unterm Strich unter den derzeitigen Indexständen verortet sind. Sind wir also bereits in einer Übertreibungsphase oder liegen noch weitere Kursgewinne vor uns? Die richtige Antwort hierauf ist keine absolute, sondern das übliche „es hängt davon ab, ob …“

Während die statistischen Konjunkturindikatoren nach wie vor bestenfalls gemischte Signale geben, stehen die monetären und auch die markttechnischen Indikatoren für risikobehaftete Anlagen auf grün. Die Geldpolitik wird von den Notenbanken weiter auf Expansion getrimmt, die Aktienindices streben die alten Höchststände vom Beginn des Jahres 2018 an oder haben sie bereits hinter sich gelassen. Auch die Wahl von Politprofi Christine Lagarde ist für den Euroraum ein Glücksgriff, denn schon bei ihrer ersten Rede auf dem European Banking Congress in Frankfurt schlug die neue EZB­-Chefin vermittelnde Töne an. Verpackt in die Aussage „Europa müsse Innovationen voranbringen und investieren, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben“ plädierte sie für eine expansive Fiskalpolitik und garnierte die Aussage mit der Feststellung, dass die derzeitigen Staatsausgaben zusammengezählt noch unter denen des Jahres 2007 (!) liegen würden.

In den Kursen eingepreist wäre eine höhere Ausgabenquote der öffentlichen Hand ohnehin nicht. Darüber hinaus sind die Bewertungen von Aktien im Langfristvergleich keineswegs allesamt teuer, wenngleich sie unbestritten im Jahresverlauf durch den Kursanstieg absolut betrachtet teurer geworden sind. Die Perspektive für die verschiedenen Assetklassen im kommenden Jahr hängt entscheidend davon ab, ob sich die lang erhoffte Rückkehr von Wachstum einstellt und ob sich die Unsicherheiten im politischen Umfeld reduzieren. Und dann kommt noch die seit einiger Zeit auf der Investorenseele brennende Frage hinzu, ob eine erneute konjunkturelle Beschleunigung auch gleich das Ende des nun schon fast elf (!) Jahre alten Aufschwungs einläuten wird.

Auf die letzte Frage geben wir Ihnen die Antwort zuerst: wir gehen davon aus, dass dieser Zyklus in 2020/2021 endet und begründen das mit einer Rückkehr zur Normalität in der Geldpolitik und damit einem Ende der ultraexpansiven Phase. Die nötige Indikatorenlage für ein gutes Kapitalmarktjahr 2020 lässt sich so zusammen­fassen: es geht vor allem um den Zustand der chinesischen Volkswirtschaft. Nicht nur die europäischen Automobilbauer schielen mit einem Auge nach China, auch die Preise industriell eingesetzter Rohstoffe hängen zuallererst an der Nachfrage aus dem Reich der Mitte. Neben einer Verbesserung der chinesischen Binnenkonjunktur dürfte es in Kürze auch zu einem Handelsabkommen zwischen den USA und China kommen. Zuviel hängt für beide Seiten von einem wirtschaftlichen Waffenstill­stand ab. Für die eine Seite ist es der politische Frieden im Land, für die andere der Erfolg bei den Präsidentschaftswahlen Ende 2020.

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