08 | 2016 Markt

Notenbanken tagen in Jackson Hole

Das stets Ende August in Jackson Hole stattfindende „Economic Policy Symposium“ gilt als eine der wichtigsten internationalen Konferenzen der Zentralbanken. Und so wurden mit Spannung die Reden der Vertreter internationaler Notenbanken erwartet. EZB-Direktor Benoit Coeure forderte mehr Unterstützung durch die Wirtschaftspolitik, um die extreme Niedrigzinsphase in der Euro-Zone zu überwinden. Die Maßnahmen der EZB stabilisierten zwar die Wirtschaft im Währungsraum, wären aber unter der Annahme initiiert worden, dass die niedrigen Realzinsen nur vorübergehend bestünden, so Coeure. Bislang seien die Wirtschaftsreformen der europäischen Regierungen viel zu zögerlich ausgefallen und sorgten nicht für Unterstützung bei den Inflationserwartungen. Mit einer Teuerung von lediglich 0,2 Prozent im Juli liegt das EZB-Ziel einer Inflation von knapp zwei Prozent weit entfernt.

In Deutschland ist die ultralockere Geldpolitik der Notenbank höchst umstritten. Banken kritisieren, dass sie aufgrund der Niedrigzinsen kaum auskömmliche Margen im Kreditgeschäft erzielen können. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sieht vor allem Gefahren für die notwendige Altersvorsorge.

Enttäuschend vage fiel die mit großer Spannung erwartete Rede von Fed-Präsidentin Janet Yellen aus. Sie erwähnte alle möglichen geldpolitischen Instrumente der Notenbanken in einem Niedrigzinsumfeld, unter anderem den erweiterten Ankauf von Anleihen und anderen Wertpapieren, die sogenannte „Forward Guidance“, also Vorankündigungen späterer Zinsschritte zu bestimmten Zeitpunkten, und die Erhöhung des Inflationsziels. Doch am Ende relativierte sie alles Gesagte mit der Aussage, dass diese Maßnahmen „nicht aktiv in Erwägung gezogen“ würden, sondern „ein Thema für die Forschung“ seien. Damit behält Yellen alle Karten in der Hand und schürt die Unsicherheit bezüglich eines eventuellen Zinsschrittes im September. In den Protokollen der Fed-Sitzungen wird deutlich, dass das Lager gespalten ist.

AUSBLICK

Die Fed steht mit ihrem zaghaften Versuch, die lockere Geldpolitik zurückzufahren, international allein da. Der dadurch stärkere US-Dollar dürfte mit Hinblick auf die wichtigen US-Exporte weitere Schritte in diese Richtung ausbremsen. Es bleibt weltweit bei niedrigen Zinsen und Renditen.

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