02 | 2017 Markt

Langeweile gegen Personalkarussell

In Europa herrscht weiter gepflegte Langeweile, was den Leitzins und die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) angeht. Wie von allen Experten erwartet, bleiben die Geldschleusen im Euroraum geöffnet und der Leitzins bei Null. Des Weiteren ist von Banken für bei der EZB geparktes Geld ein Strafzins von -0,4 % zu zahlen. Zwar stiegen die Inflationswerte in den letzten Monaten auf dem Papier, doch wie in der vergangenen Ausgabe dargelegt, ist dieser Anstieg vor allem statistischen Effekten und weniger einer echten Verteuerung zuzuschreiben. Tatsächlich könnte eher der fortschreitende Zinsdruck aus den USA für eine zukünftige Zinswende in Europa sorgen.

Dass die Zinsen in den USA 2017 in mehreren Schritten erhöht werden, ist beschlossene Sache. Doch der Zeitpunkt und die Begleitumstände bleiben spannend. Denn in der Führungsriege der Fed stehen diverse Personalwechsel an. Fed-Chefin Janet Yellen und Donald Trump stehen dabei für ganz unterschiedliche geldpolitische Kurse. Trumps ambitionierte Konjunkturpläne könnten durch rasche Zinsschritte gebremst werden. Yellen drängt dagegen auf schnelle Zinserhöhungen.

Ein anderer Streitpunkt ist die Regulierung der Banken. Yellen und ihre Mitstreiter stehen für eine strenge Aufsicht der Banken. Trumps Finanzminister Steven Mnuchin und sein Wirtschaftsberater – ehemalige Goldman Sachs Banker – glauben an eine „Entfesselung“ der Wall Street. Der Markt spiegelt bereits diese Erwartung, der Kurs von Goldman Sachs stieg seit der Wahl um 37 %.

Trump dürfte es vergleichsweise leicht haben, das gesamte Führungsgremium der Fed zu verändern. Offene Stellen, weitere auslaufende Verträge und Rücktrittsüberlegungen Einzelner könnten es Trump ermöglichen, in den ersten 18 Monaten seiner Regierungszeit bis zu fünf der sieben Positionen im Gremium mit eigenen Kandidaten zu besetzen – auch den Janet Yellens und ihres Stellvertreters. Allein zwei der sieben Stellen sind durch das Veto des Kongresses seit 2014 unbesetzt. Mnuchin hat der Besetzung dieser Positionen bereits „höchste Priorität“ eingeräumt.

AUSBLICK

Trotz auf dem Papier steigender Inflation und zunehmenden Zinsdrucks von der anderen Seite des Atlantiks hält die EZB ihren Kurs.

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