10 | 2019 Markt

Inverse Zinskurve als Vorbote? Nicht unbedingt.

Mit der erwarteten Zinssenkung auf 1,75 bis 2,0 % im September hat sich die US-Notenbank Federal Reserve einen Spielraum erhalten, einer weiter abkühlenden US-Konjunktur entgegenzuwirken. Die Verzinsung langlaufender Anleihen in den USA zeigt, dass wenig Zweifel daran bestehen, dass die Zinsen kurzfristig weiter fallen und auch mittel- bis langfristig kaum ansteigen werden. 30-jährige US-Bonds rentieren bei etwa 2 %, nachdem sie zu Jahresbeginn noch bei mehr als 3 % lagen. Die Zinskurve verflacht zusehends und zeigte teilweise bereits einen inversen Verlauf, so rentierten 10-jährige Bonds teilweise unter 2-jährigen – in der Vergangenheit ein verlässlicher Indikator bevorstehender Rezessionen.

Die Mechanik ist aktuell jedoch eine andere: Die Fed kann anders als in den historischen Situationen vergleichsweise schnell weitere Zinssenkungen durchführen und die Wirtschaft stützen. Anders als in den früheren Konstellationen ist nicht die Geldpolitik der Fed der Auslöser für die inverse Zinskurve. Tatsächlich reduziert der flache oder inverse Verlauf auch das Rezessionsrisiko. Denn extrem niedrige Renditen verstärken das Gewicht der Geldpolitik und entlasten Haushalte und den Staat selbst beziehungsweise verbessern dessen Schuldentragfähigkeit, da der zu leistende Kapitaldienst sich unterhalb des nominalen BIP-Wachstums entwickelt. Das verhilft auch der Fiskalpolitik in den USA zu mehr Spielraum.

Die Kreditquoten geben wenig Anlass zur Sorge, dass der Konsum auf wackeligen Finanzierungsbeinen stehen könnte. Gute Arbeitsmarktdaten, wenig Zahlungsverzüge und niedrige Zinssätze versprechen ein gutes Refinanzierungspotenzial.

Ein starker US-Dollar mag die US-Konjunktur dämpfen, sollte aber wegen der geringeren Bedeutung des verarbeitenden Gewerbes für die US-Wirtschaft zu keinem Wachstumseinbruch oder zu anhaltender Stagnation führen.

Ausblick

Die Zinsmärkte zeigen sich pessimistisch und geben einen langfristig trüben Ausblick – aber sie sind auch kein zwingendes Vorzeichen einer bevorstehenden Rezession.

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