10 | 2019 Ausblick Rohstoffe

Belastungsfaktor Öl

Zum prägenden Ereignis für den September wurden die Angriffe auf Ölanlagen in Saudi-Arabien, die rund 5 % der weltweiten Ölförderung lahmlegten. Der Ölpreis schnellte am nächsten Handelstag zeitweise so stark in die Höhe, wie seit dem Golfkrieg Anfang der 1990er Jahre nicht mehr. Das brachte naturgemäß auch die Aktienmärkte unter Druck – allerdings geringer, als man vermutet hätte.

Die Ölpreise haben in den folgenden Tagen einen Teil ihrer massiven Gewinne wegen der Angriffe auf saudische Ölanlagen wieder abgegeben. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) US-Leichtöl (WTI) fiel wieder unter 60 US-Dollar, nachdem bekannt wurde, dass die Ölproduktion Saudi-Arabiens bereits bis Ende September wieder komplett hergestellt werden wird. Ende September will Saudi-Arabien eine Kapazität von elf Millionen Barrel Öl pro Tag erreichen und bis Ende November zwölf Millionen. Auch die Methan- und Erdgasproduktion wird zum Monatsende wieder auf dem normalen Niveau liegen.

Trotz Anschlägen kaum höhere Ölpreise erwartet

Investoren rechnen offensichtlich momentan nicht mit einer Eskalation bis hin zu einer militärischen Auseinandersetzung in der Region. Solange es nicht zu einer Eskalation der Situation kommt, dürften sich die Auswirkungen auf den Ölpreis in Grenzen halten. Ein US-Schlag gegen den Iran kann aber genauso wenig ausgeschlossen werden wie weitere Angriffe durch die Houthi-Rebellen. Vor dem Angriff hatte man wiederholt von einem drohenden Überangebot gesprochen. Die Potenziale in der Förderung von US-Schieferöl könnten in diesem Kontext einen Preisanstieg verhindern helfen. Damit dürfte aus dem Ölpreis keine echte Konjunkturbremse entstehen. Ein generell höheres Niveau für die nächsten Quartale muss man allerdings einkalkulieren.

Gerade die europäische Nachfrage nach Energie muss zu 55 % durch Importe befriedigt werden. Diese ohnehin preisunelastische Nachfrage schlägt ungebremst auf die Konjunktur durch. Das gilt gerade für  Deutschland, wo sogar 65 % des Energiebedarfs aus dem Ausland kommt. Daran hat der Rohstoff Öl einen Anteil von einem Drittel. Dieses Drittel wird nahezu vollständig importiert. Solange aber der Ölpreis für WTI nicht über die Marke von 70 US-Dollar pro Barrel steigt, ist die Konjunktur nicht  negativ betroffen. Mit derzeit rund 59 US-Dollar liegt der Ölpreis 16 % unter der kritischen Marke.

Schwankt der Ölpreis, schwankt die deutsche Wirtschaft

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