Unter dem Motto „¡Hablamos!“ oder katalanisch „Parlem!“ demonstrierten in den vergangenen Wochen in ganz Spanien Menschen für einen Dialog zwischen der spanischen und katalanischen Regierung. Der Konflikt zwischen der autonomen Region Catalunya und der Zentralregierung in Madrid eskaliert immer weiter, nachdem das verbotene Referendum über die Unabhängigkeit Kataloniens trotz Polizeigewalt durchgeführt wurde. Und 43 % der Stimmberechtigten mit einer Mehrheit von 90 % für eine Abspaltung von Spanien stimmten. Die Möglichkeit, miteinander zu reden, verstreicht indes Tag für Tag ungenutzt.
Katalonien ist nicht Großbritannien, und noch haben wir keinen „CAXIT“, weil sich die Regionalregierung trotz der Aufforderungen aus Madrid bis Redaktionsschluss noch nicht eindeutig geäußert hat, ob sie nun die Unabhängigkeit ausgerufen hat oder nicht. Vor wenigen Monaten schrieben wir an dieser Stelle, dass Europa die Chance habe, sich gestärkter und geeinter als bislang, vor allem gegenüber den USA und China, positionieren zu können. Davon ist bislang nichts zu spüren. Im Gegenteil.
Bis auf Weiteres muss ein engerer Schulterschluss zwischen Deutschland und Frankreich warten. Auch in Deutschland scheint nicht intensiv genug gesprochen zu werden: Seit der Bundestagswahl ist es noch nicht einmal zu Koalitionsgesprächen gekommen. Die EU selbst stellt sich in Sachen Katalonien taub („innerspanische Angelegenheit“) und auch der aktuell lauteste EU-Vordenker, der französische Präsident Macron, hat mit Korsika einen Abspaltungskandidaten in den eigenen Reihen, um derzeit nicht ganz so laut zu denken. Von einer Erneuerung Europas ist also vorerst keine Rede. Dabei gibt es durchaus die Notwendigkeit, Position zu beziehen.
Der Brexit, die undemokratischen Tendenzen in Polen und Ungarn, die Erfolge des Front National in Frankreich sowie die Wahlergebnisse in weiten Teilen Deutschlands und zuletzt Österreichs scheinen darauf hinzuweisen, dass vielen Bürgern die Geduld mit Europa und dem Status quo in ihrem Land ausgeht und nach „Alternativen“ gesucht wird. Der Wunsch lautet wohl: Wie bekomme ich irgendwie die Kontrolle über eine Realität zurück, die zu komplex geworden ist? Offenbar nur mit einfachen Antworten. Die Ängste vor dem Morgen scheinen Grund genug, sich ein mystifiziertes Gestern zurück zu wünschen (in Katalonien das anarchistisch-republikanische Erbe im Kampf gegen Franco).
Genug geredet werden kann hingegen gar nicht. Auch wenn die Informationsflut auf allen Kanälen samt Fake News das Gespräch nicht einfacher macht. Dennoch – wer nicht allein auf der Straße Fakten schaffen will, muss weiter miteinander reden.
Im Gespräch bleiben sollten auch Banken und Emittenten innovativer Produkte. Die Anforderungen an die Prüfung und Einbindung neuer Produkte in den Beratungs- und Vertriebsprozess der Geldinstitute sind hoch und damit entsprechend aufwendig. Je enger der Kontakt und je individueller die Aufbereitung der Prüfungsunterlagen, desto reibungsloser kann der Neu-Produkt-Prozess über die Bühne gehen, dem wir uns in der Rubrik „Fokus“ in diesem Monat widmen.
In diesem Sinne: Lassen Sie uns sprechen!