08 | 2017 Markt

Griechenland kehrt zurück

 

Im Monat Juli tendierten die Aktienmärkte uneinheitlich, während sich die Preise von Gold und insbesondere Rohöl erholen konnten. Die Renditen der wichtigsten Staatsanleihen blieben nahezu unverändert, obwohl Investoren und Europäische Zentralbank (EZB) gerade an einer Neuausrichtung ihrer Erwartungen, respektive ihrer zukünftigen Linie der Eurogeldpolitik, arbeiten.  Der Euro nahm scheinbar seine Zinswende bereits vorweg und beschleunigte seine Aufwärtsbewegung gegenüber dem US-Dollar auf zuletzt über 1,18 USD/ EUR. Damit entspricht der Kurs exakt dem Startpreis zur Gründung vor knapp 20 Jahren. Die europäische Gemeinschaftswährung dürfte auch durch die Rückkehr Griechenlands an die internationalen Kapitalmärkte noch einmal zusätzlichen Rückenwind bekommen haben.

Sind also Griechenlands Staatsfinanzen saniert und die Zeit des lockeren Geldes in Euroland vorbei? Griechenland konnte sich immerhin erstmals seit Ausbruch der Finanzkrise wieder an den freien Kapitalmärkten Geld besorgen – durch den Verkauf einer 5-jährigen Anleihe zu vergleichsweise moderaten 4,6 % Zinsen. Die griechische Volkswirtschaft hat noch einen steinigen Weg vor sich, kämpft mit einer Arbeitslosigkeit von über 20 % sowie etlichen strukturellen Herausforderungen. Dennoch hat die erfolgreiche Aufnahme von 3 Mrd. Euro an den internationalen Anleihemärkten einen starken symbolischen Wert. Schließlich stellte Griechenland noch vor wenigen Jahren die Prinzipien der Gemeinschaftswährung infrage. Die Eurozone drohte gar am griechischen Schuldenspektakel zu zerbrechen. Diese Befürchtung scheint nunmehr in weiter Ferne. Der Euro legte in den letzten drei Monaten um rund 10 % zu.

Stehen dem Euro nun bald  Zinserhöhungen bevor? Oder zunächst eine Abschaffung der Negativzinsen oder ein Verkauf der billionenschweren Anleihebestände der Notenbank vergleichbar zu den Plänen der US-Notenbank? Zumindest beginnt die EZB die Investoren verbal auf eine Wende ihrer Geldpolitik vorzubereiten. Und sicherlich würde sie die Zinsen gern normalisieren und die exorbitant großen Anleihebestände zurückführen, schon allein um selbst bei Bedarf wieder handlungsfähig zu werden. Schließlich sind die kurzfristigen (2-jährigen) Zinsen von praktisch allen Euro-Staaten noch immer und teilweise deutlich im negativen Bereich. Dennoch sind die Inflation weiterhin sehr moderat und die Problemländer längst nicht am Ziel. Die Arbeitslosigkeit reduzierte sich innerhalb der letzten fünf Jahre in Spanien von 26 auf 17 %, in Portugal von 17 auf 9 % und in Irland von 15 auf 6 %. Nahezu unverändert hält sie sich in Italien und Frankreich bei annähernd 10 %. Doch das ist alles noch weit entfernt von dem historischen Tiefstand von rund 4 % in  Deutschland oder den USA. Die EZB hat im Wesentlichen nur eine Politik für verschiedene Länder mit sehr unterschiedlichen Situationen und Bedürfnissen. Die Erfahrung mit Griechenland zeigt, dass die Schieflage eines einzelnen Landes den ganzen Euro-Block erschüttern kann. Deshalb wird sich die EZB weiterhin nur langsam und vorsichtig vom lockeren Geld verabschieden (können).

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