12 | 2017 Markt

Flache US-Zinskurve zeugt von Skepsis

Die Zinsschere zwischen Europa und den USA öffnet sich weiter. Die Europäische Zentralbank (EZB) bleibt wie erwartet stur und hält trotz steigenden Drucks das Tempo des Rückzugs von der ultralockeren Geldpolitik extrem niedrig. Das monatliche Ankaufsvolumen für Anleihen wurde zwar um die Hälfte auf 30 Mrd. Euro reduziert, die Laufzeit des Programms allerdings um mindestens neun Monate verlängert. Auf der Dezember-Sitzung des EZB-Rates behielten sich die Währungshüter weiterhin vor, das Anleihekaufprogramm gegebenenfalls sogar noch weiter auszuweiten. Leitzins (0,0 %) und Einlagesatz (-0,4 %) bleiben auf dem seit März 2016 gültigen Rekordtief. Ökonomen rechnen frühestens gegen Ende 2019, eventuell sogar erst 2020, mit einem ersten Zinsschritt. Die Kritik aus den Reihen der Experten wird zunehmend lauter.

Ganz anders jenseits des Atlantiks: Fed-Chefin Janet Yellen ließ den Leitzins in den USA zum Ende ihres Mandats noch ein drittes Mal in diesem Jahr anheben. Ihr designierter Nachfolger Jerome Powell bekräftigte bereits seinen Willen, ebenfalls die Geldpolitik weiter straffen zu wollen. Die Leitzinsen liegen in den USA nun um 0,25 Prozentpunkte höher zwischen 1,25 bis 1,50 %. Für 2018 plant die Fed drei weitere Anhebungen. Die Vorzeichen stehen gut: Die US-Konjunktur läuft stabil. Im November lag die Arbeitslosenquote bei niedrigen 4,1 % und der Arbeitsmarkt zählte rund 230.000 zusätzliche Stellen.

Etwas Sorgen macht derzeit die flache Zinskurve in den USA, die zuletzt vor zehn Jahren vor der Finanzkrise derart flach verlief. Trotz des jüngsten Zinsschritts liegen die Renditen für zehnjährige US-Anleihen immer noch unter dem Niveau von 2,5 % von Mitte Dezember 2016. Das nun beschlossene US-Steuerpaket könnte mit kräftigen Steuersenkungen die Wirtschaft stützen, was Zinsen und den US-Dollar-Kurs  nach oben treibt. Doch offenbar trauen Investoren den langfristigen Aussichten für die US-Wirtschaft noch nicht. Renten-Investoren bleiben kaum Alternativen. Wo sind in diesem Umfeld noch attraktive Renditen zu erzielen? Auch die Zinsen für Bundesanleihen bleiben mit lediglich 0,35 % auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres.

Die britische Zentralbank beließ im Dezember ihren Leitzinssatz nach der Erhöhung im November mit einstimmigem Votum bei 0,5 %. Weitere Erhöhungen dürften 2018 folgen.

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