Die tschechische Zentralbank hob den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 2,25 % an und begründete den Zinsschritt mit der nationalen Inflationsrate von jüngst um rund 3,0 %.
Getrieben wird diese insbesondere durch den engen Arbeitsmarkt. So weist Tschechien die niedrigste Arbeitslosenquote aller EU-Länder aus. Die Tschechische Krone konnte in Folge deutlich aufwerten und notiert gegenüber dem Euro nun auf dem stärksten Niveau seit 2012.
Mit der Entscheidung weicht die tschechische Notenbank erneut von der Linie der führenden Zentralbanken ab. Sowohl die US-amerikanische Federal Reserve (Fed) als auch die Europäische Zentralbank (EZB) setzen seit längerem auf eine lockere Geldpolitik, weil sie sich um die Konjunktur sorgen. Zuletzt hielten beide Banken an ihren Niedrigstzinsen fest und stellten auch keine baldigen Erhöhungen in Aussicht.
Selbst die neue Direktorin der EZB, Isabel Schnabel, hält eine Zinswende im Euroraum derzeit für nicht angebracht. Und das obwohl sie der Tradition der Bundesbank und gegenüber einer ultralockeren Geldpolitik grundsätzlich skeptisch eingestellt ist. Doch wenn man es wirklich durchspielte, würde man sich über die Folgen wundern, sagte Schnabel der „Süddeutschen Zeitung“. Sie vertritt die Bundesrepublik seit Jahresbeginn im EZB-Rat und weiß, dass sie Erwartungen enttäuscht.
Doch in Deutschland hätten es sich einige zu leicht gemacht und der EZB die Schuld zugeschoben, so Schnabel. Dass die Geldpolitik nichts gebracht habe, mag die Ökonomin nicht stehen lassen, denn es herrsche Vollbeschäftigung und die deutsche Wirtschaft sei in den vergangenen Jahren nicht zuletzt aufgrund der Geldpolitik stark gewachsen. Möglicherweise sei die Kommunikation der EZB verbesserungswürdig, räumte Schnabel ein. Geldpolitik müsse näher an die Menschen herangebracht werden, um Missverständnisse mit Fakten auszuräumen. Dem Zinsverlust der Sparer und den Risiken für die Finanzstabilität stehe eine hohe Beschäftigungsquote und Konjunktur gegenüber.
Ihre neue Chefin, EZB-Präsidentin Christine Lagarde, setzt auf Konsens und offene Diskussionen. Insider sprechen bereits von einem Kulturwandel innerhalb der EZB. Nach rund drei Monaten seit ihrem Amtsantritt zeichnen sich erste subtile, aber einschneidende Veränderungen ab. Dass Konsens und Geschlossenheit stärker betont werden, hat bereits die Rolle der Notenbank-Gouverneure aller 19 Euro-Länder und der sechs Direktoren im EZB-Rat gestärkt. Dafür sollen im 25-köpfigen EZB-Rat gefasste Beschlüsse nicht nachträglich öffentlich kritisiert werden. Nach außen solle man sich wieder stärker als geschlossene Einheit präsentieren.
Ausblick
Höhere Zinsen findet man nur im Ausland und auch da nur sehr selten. Weltweit herrscht weiter eine Tendenz stagnierender oder sogar weiter fallender Zinsen vor. Wie das Beispiel Türkei zeigt, wo für das durch Zinssenkungen erkaufte Wachstum auch der Verfall der heimischen Lira in Kauf genommen wurde.