10 | 2017 Markt

Ein weiter Weg zur Normalität

Die ersten wirklichen Schritte zurück zur Normalität hat bisher nur die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) gemacht. Nun deutet sich an, dass eventuell Norwegen früher als bisher erwartet folgen wird, während die Europäische Zentralbank (EZB) weiterhin stur auf ihrem Kurs verharrt.

Die Fed hatte ihren Leitzins seit Ende 2016 von nahe null Prozent auf 1,0 bis 1,25 % erhöht. Weitere Zinsschritte sollen folgen, wenn die konjunkturelle Entwicklung dies zulässt. Neu ist, dass sie seit kurzem nicht mehr das Geld aus den auslaufenden Anleihen aus ihrer Bilanz in neue Anleihen investiert.

Die norwegische Notenbank beließ ihren Leitzins zwar bei 0,5 %, stellte aber eine frühere Leitzinserhöhung in Aussicht als bisher vom Markt erwartet. Nach der neuen Prognose der Notenbank könnte eine Zinserhöhung schon im zweiten Halbjahr 2018 stattfinden und nicht erst 2019. Die norwegischen Währungshüter betonten allerdings, dass die Unsicherheiten über die Auswirkungen der Geldpolitik nur vorsichtige Schritte zuließen. Die norwegische Notenbank hält ihren Leitzins seit dem Frühjahr 2016 bei 0,5 % und damit auf dem niedrigsten Niveau in der Historie Norwegens. Anders als in Schweden und Dänemark hat Norwegen auch niemals zu Negativzinsen gegriffen. Als starke Öl- und Gas-Nation ist Norwegen wesentlich unabhängiger und muss seine Geldpolitik weniger am Euro-Wechselkurs ausrichten als etwa Schweden oder Dänemark. Gleichwohl räumt ‎Øystein Olsen, Gouverneur der Notenbank, ein, dass Norwegen seine wirtschaftliche Erholung auch der besseren Konjunktur im Rest Europas verdanke.

Die EZB wird den Leitzins dagegen laut EZB-Chef Mario Draghi noch „weit über die Zeit des laufenden Anleiheprogramms hinaus“ auf dem aktuellen Niveau von Null halten. Auf ihrer nächsten Sitzung am 26. Oktober 2017 wird der EZB-Rat immerhin darüber diskutieren, wann und wie die Anleihekäufe von bislang 60 Mrd. Euro pro Monat reduziert werden sollen. Eigentlich sollte das Programm nur bis zum Jahresende laufen. Dass dieser Zeitrahmen gesprengt wird, dürfte klar sein. Andere Notenbanken sind allerdings noch weiter davon entfernt, die expansive Geldpolitik aufzugeben. So macht beispielsweise die Bank of Japan bislang noch gar keine Anstalten, den Geldfluss einzudämmen.

Ausblick

„Normalität“ ist nicht in Sicht. Die Zinsen bleiben auf unbestimmte Zeit niedrig. Und selbst im Falle einer in den nächsten Jahren eingeleiteten Zinswende, wären die Zinsschritte so klein und über die Zeit verteilt, dass der Weg zurück zur Normalität kein kurzer Spaziergang, sondern eine lange und mühselige Wanderung werden würde.

NEWSLETTER-ABO

Die wichtigsten Neuigkeiten aus der Finanzbranche fassen wir Ihnen regelmäßig in einem persönlichen Newsletter zusammen.

Newsletter abonnieren

DIALOG

Als Mitglied der PATIO Lounge teilen Sie Ihr Wissen und Ihre Sicht auf die Finanzwelt mit anderen. Wir freuen uns auf den Dialog.

Artikel einsenden

EMPFEHLEN SIE UNS

Ihnen gefällt die PATIO Lounge?
Dann empfehlen Sie uns weiter.