Die Europäische Zentralbank setzt ihre Politik des billigen Geldes auch zu Beginn des Jahres 2016 fort. Wie erwartet beließ der EZB-Rat den Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von 0,05 %. Der Strafzins für Bankeinlagen bei der Notenbank über Nacht beträgt weiterhin -0,3 %. Um die Konjunktur und Inflation anzukurbeln, kaufen die Währungshüter seit März 2015 Monat für Monat Staatsanleihen für rund 60 Mrd. Euro. Im Dezember verlängerte die EZB das Programm um sechs Monate bis März 2017, wodurch das geplante Gesamtankaufsvolumen auf 1,5 Billionen Euro steigt.
Doch EZB-Chef Draghi hat ein Überdenken der aktuellen Geldpolitik bei der nächsten Sitzung im März angekündigt. Die Inflation entwickle sich weiterhin schwächer als erwartet. Hinzu kämen neben der allgemeinen Verunsicherung in den Märkten und der damit einhergehenden Volatilität geopolitische Risiken und steigende Risiken durch die Wachstumsschwäche der Schwellenländer. Die Rahmenbedingungen hätten sich in den vergangenen Wochen verändert.
So fiel der Ölpreis seit der letzten Sitzung um weitere rund 30 % und drücke damit dramatisch auf die Inflation in der Eurozone. Die Preise stiegen im Dezember nur um 0,2 %. Das erklärte Inflationsziel der EZB von knapp 2 % wird damit weiterhin deutlich verfehlt.
Der Druck auf Draghi nimmt damit weiter zu. Handlungsmöglichkeiten hat er kaum noch. Die Sitzung im März wird daher mit Spannung erwartet. Unterdessen senkte die schwedische Zentralbank ihren Leitzins von -0,35 % auf ein neues Rekordtief auf -0,5 %. Experten hatten eine Senkung auf -0,45 % erwartet.
AUSBLICK
Die Zinsen fallen weiter. Der Durchschnittszins auf eine Tagesgeldeinlage von 5.000 Euro bei einem Monat Laufzeit liegt nur noch bei 0,38 % p. a. Das beste Angebot im Dezember lag immerhin bei 1,27 % p. a. Der EONIA-Zins, zu dem sich Banken gegenseitig über Nacht Geld leihen, sank auf historisch niedrige -0,24 %.