EZB-Chef Mario Draghi musste sich nicht erst zuletzt einiges an Kritik anhören – insbesondere aus Deutschland. Jetzt kontert er: Man habe die Preisstabilität in der gesamten EU-Zone zu wahren, nicht nur in Deutschland. Er unterstrich die Unabhängigkeit der Zentralbank. Man sei nur europäischen Verträgen verpflichtet und folge europäischem Recht.
Wie erwartet behielt die EZB in ihrer jüngsten Zinsentscheidung den Leitzins bei null. Darüber hinaus sollen ab Juni Firmenanleihen aufgekauft werden, darunter auch Anleihen von Versicherern, sofern sie eine hinreichende Bonität aufwiesen. Die Versicherer hatten zuletzt geklagt, sie könnten ihre Renditeversprechen aufgrund des Niedrigzinsumfeldes nicht erfüllen. Es sollen aber auch Unternehmensanleihen außerhalb des Bankensektors erworben werden.
Die Anleihen dürfen Laufzeiten von bis zu 30 Jahren haben und die Käufe maximal 70 % des Emissionsvolumens ausmachen. So will die EZB das Volumen der Anleihekäufe von rund 60 Mrd. Euro im Monat auf 80 Mrd. Euro steigern. Damit erhöht sich das Gesamtvolumen des Anleihekaufprogramms auf 1,74 Billionen Euro. Ziel ist es, die Banken aus dem Anleihenmarkt zu drängen, zur Kreditvergabe zu bewegen und so Investitionen der Wirtschaft zu fördern.
Insbesondere deutsche Banken kritisieren diese Strategie, da sie kaum attraktive Sparangebote zulasse und damit das Zinsgeschäft der Banken stark belaste. Deutsche Politiker sorgen sich über die entsprechenden Auswirkungen auf die Altersvorsorge der Deutschen und fürchten darüber hinaus eine Belastung für den Zusammenhalt im Euroraum.
AUSBLICK
Kaum Perspektiven für Sparer: Der Durchschnittszins auf eine Tagesgeldeinlage von 5.000 Euro bei einem Monat Laufzeit beträgt nur 0,36 % p. a. Das beste Angebot im März lag bei 1,21 % p. a.