Es wurde viel spekuliert. Dass der Druck auf die EZB immer größer wurde, weitere Maßnahmen zu ergreifen, war für Beobachter offensichtlich. Doch dass EZB-Präsident Draghi so entschlossen handeln würde, überraschte dann doch. Das Maßnahmenpaket, das die EZB Anfang März vorstellte, ging weit über die erwartete Ausweitung des Anleihekaufprogramms und die Erhöhung des Einlagenzinses hinaus: Die EZB senkte den Leitzins von 0,05 % auf Null. Den Einlagezins für Banken setzt sie von -0,3 % auf -0,4 % herunter. Statt bisher 60 Milliarden Euro wird sie ab April 80 Milliarden Euro pro Monat für den Ankauf von Anleihen ausgeben. Dabei wird die EZB erstmals auch Unternehmensanleihen aufkaufen.
Die Börse reagierte zunächst mit einem deutlichen Anstieg, dem jedoch unmittelbar eine Gegenbewegung folgte. Die Reaktionen der Ökonomen von Banken und Wirtschaftsinstituten fielen unterschiedlich aus. Nicht wenige sehen die EZB auf dem falschen Weg und sorgen sich um die Preisstabilität. Manche befürworten die Maßnahmen mit dem Hinweis darauf, dass es nicht die Aufgabe der EZB sei, die deutsche Wirtschaft zu stützen, sondern die europäische zu sichern. Wieder andere fürchten, dass die erneute Zinssenkung die Immobilienmärkte weiter aufblasen wird.
Draghi machte deutlich, dass das Zinsniveau im Euroraum auf längere Sicht auf „sehr niedrigem Niveau“ bleiben werde, auch über die Laufzeit des Anleihekaufprogramms hinaus. „Wegen der Ölpreisentwicklung sind sehr niedrige oder sogar negative Inflationsraten in den kommenden Monaten unvermeidlich“, räumte er ein.
AUSBLICK
Keine Zinswende in Sicht. Der Durchschnittszins auf eine Tagesgeldeinlage von 5.000 Euro bei einem Monat Laufzeit sinkt weiter auf 0,36 % p. a. Das beste Angebot im Februar lag bei 1,22 % p. a.