02 | 2020 Ausblick Aktien

Corona-Virus als Anlass für die Korrektur?

Seit dem Optionsauslauf am dritten Freitag im Januar kommt der Aufwärtssog an den weltweiten Aktienmärkten ins Stocken. Dabei sind es nicht die Quartalszahlen des vierten Quartals, die mehrheitlich bislang über den Erwartungen lagen. Und es sind auch nicht die üblichen Verdächtigen wie Donald Trump oder der Iran, die Sand ins Getriebe streuen. Auch wenn man es nicht an einzelnen Geschehnissen festmachen kann, so dürfte die Angst vor wirtschaftlichem Stillstand in China wegen eines sich weiter ungebremst ausbreitenden Virus die eigentliche Quelle darstellen. Bei der Behandlung von Patienten mit dem neuen Corona-Virus haben chinesische Ärzte allerdings erste Erfolge gemeldet. Die klinischen Symptome seien unter Kontrolle gebracht worden. Das Fieber und andere Beschwerden seien zurückgegangen. Zudem seien Testergebnisse für das Virus danach negativ gewesen.

Nun sind die weltweiten Aktienmärkte derzeit ohnehin überkauft und brauchen einige Wochen der Konsolidierung, bis es wieder weitergeht. Was vor allem stört, ist die Tatsache, dass US-Aktienindices wie S+P 500 und Nasdaq durch einige Schwergewichte nach oben gezogen wurden. Der breite Markt kam nicht mit. Die Rallye konzentrierte sich auf die Top Five, namentlich Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon und Facebook, die inzwischen 18 % der Marktkapitalisierung des S+P 500 darstellen. Dazu kommt die hohe Zahl an Netto-Long Positionen in Futures. Historisch war das jedes Mal ungesund für den Aufwärtstrend.

Sieht man über diese Momentaufnahme hinweg, ist die Angst vor einer Baisse erst einmal ein Stück weit unbegründet. Dabei hilft nicht nur das eingangs beschriebene Makro-Szenario, sondern auch der Blick auf die relative Bewertung und die absolute Bewertung von Aktien im historischen Vergleich.

Hohe Risikoprämien insbesondere außerhalb der USA

Welche Branchen wo zu bevorzugen sind, gibt die folgende kleine Tabelle wider. Die Dominanz der Vereinigten Staaten bei Unternehmen aus der IT und dem Gesundheitswesen erübrigt die Diskussion nach geografischer Diversifikation. Anders bei Finanz- und Industrietiteln: Hier hat Euroland auch interessante Schwergewichte zu bieten.

Sektorenvergleich USA und Europa

Generell gibt es derzeit aus Sicht der Gewinnmargen noch keinen Grund, Aktien zu verschmähen. Die Gewinnmargen zeigen in den USA ebenso wenig wie anderswo nach unten.

Japan – Seismograph der Weltkonjunktur

In Tokio finden vom 4. Juli bis zum 9. August zum zweiten Mal nach 1964 die Olympischen Sommerspiele statt. Aber nicht nur deshalb könnten japanische Aktien 2020 von besonderem Interesse für Anleger sein. Bislang waren es die Schwankungen im Yen, die naturgemäß die Ertragssituation für den im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt sehr großen Exportsektor massiv beeinflusst haben. Aktuell ist es die für Binnenmarkt und für Exportsektor gleichermaßen aufblühende Ertragslage der Unternehmen, die in den Kursen nur teilweise eingepreist ist. Gerade die zyklischen Sektoren besitzen erhebliches Aufholpotenzial.

Positive Aussichten für japanische Wirtschaft

Im Exportsektor stehen die Zeichen dank der Wiederbelebung der chinesischen Nachfrage auf Wachstum, die Inlandsnachfrage überrascht positiv aufgrund starker Anlageinvestitionen und eines stetig wachsenden Konsums. Denn bei der jährlichen Frühjahrsrunde (Shunto) der Tarifverhandlungen zwischen Großunternehmen und Gewerkschaften wurde eine Lohnerhöhung von vier Prozent vereinbart, doppelt so viel wie im letzten Jahr. Bei den großen Konzernen tut sich ohnehin einiges: Toyota hat eine leistungsorientierte Vergütung eingeführt, andere Unternehmen wollen das Modell übernehmen. Die Erhöhung der Grundvergütung und eine variable Vergütung für die Leistung sollten die Basis für weiterhin steigenden Konsum legen. Auch muss Japan aufgrund der letztjährigen verheerenden Taifune seine Infrastruktur überholen. Dazu billigte die Regierung am 5. Dezember ein Konjunkturpaket in Höhe von insgesamt 110 Mrd. Euro. Von dem Paket werden 48 Mrd. Euro für die Hilfe von Regionen bereitgestellt, die von Naturkatastrophen betroffen sind. Weitere 26 Mrd. werden für die Bewältigung von Abwärtsrisiken der Wirtschaft ausgegeben, und die verbleibenden 36 Mrd. werden verwendet, um einen Rückgang der öffentlichen Bauausgaben nach den Olympischen Spielen 2020 in Tokio zu verhindern.

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