02 | 2019 Editorial

Briten allein zu Haus

Foto: © motortion - Fotolia

Mesut Özil, André Schürrle und 13 weitere Deutsche spielen neben einer Vielzahl anderer EU-Profikicker aktuell für britische Premier-League-Clubs. Sie stehen als gut bezahlte und vertraglich befristete Immigranten sicher nicht im Fokus der Brexit-Befürworter. Das Thema EU-Personenfreizügigkeit und Immigration war eines der Themen gewesen, die die knappe Mehrheit der Briten für den Brexit stimmen ließ. Und vielleicht mag der eine oder andere britische Fußballfan insgeheim hoffen, auf dem Platz wieder mehr einheimische Gewächse zu sehen. Allerdings wird die erste englische Liga zweifellos das Geld und die Ressourcen haben, um auch europäischen Spielern Visa und Arbeitserlaubnisse zu besorgen, wie bislang den Kickern aus anderen Erdteilen. Dieses Kuriosum zeigt lediglich: Der Brexit macht vor nichts und niemandem halt, nicht einmal vor dem Profifußball.

Vielleicht denkt manch britischer Fußballer sogar darüber nach, angesichts des Brexit seine Insel zu verlassen und das Glück in Deutschland zu suchen? Etliche britische Unternehmen tun dies derzeit: Die Zahl britischer Unternehmen, die Interesse an einer Investition in Deutschland haben, ist 2018 laut dem deutschen Standortvermarkter GTAI auf ein Rekordniveau von 172 Anfragen gestiegen: Nach dem Brexit-Referendum 2016 waren es 77 Firmen, im darauffolgenden Jahr bereits 111.

Unabhängig von ihrem Standort sind deutsche Unternehmen unterschiedlich stark vom Brexit betroffen. Vor allem die Automobilindustrie, der Dienstleistungssektor und der Maschinenbau sind aufs Engste mit Großbritannien verflochten. Mehr zu den Auswirkungen des Brexit auf die deutsche Wirtschaft lesen Sie in unserem Fokus-Thema.

Wir dürfen darauf vertrauen, dass der Brexit trotz neu zu regelnder Aufenthaltsbestimmungen für EU-Bürger im Vereinigten Königreich für den Fußball keine einschneidenden Folgen haben wird. Vielleicht dürfen wir nach dieser beruhigenden Einsicht auch darauf vertrauen, dass sich selbst in einem ungeordneten Brexit tragfähige Lösungen für die Wirtschaft finden lassen werden.

In diesem Sinne: Bange machen gilt nicht. Es gibt ein Leben nach dem Brexit, das Spiel geht weiter.

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