Sommerloch im August? Fehlanzeige! An den Finanzmärkten gab es durchaus einige Bewegung und das nicht ohne Grund. Vermehrte Rezessionsängste schickten Aktienkurse und Ölpreis nach unten. Sichere Häfen wie Gold und Staatsanleihen waren gefragt und stiegen entsprechend. Zunehmende Konjunktursorgen gehen um die Welt. Die Frage der Investoren und Wirtschaftslenker rund um den Globus ist nicht mehr ob, sondern wie lange und wie stark das volkswirtschaftliche Wachstum einbricht.
Die Notenbanken sind alarmiert. Die US Federal Reserve hat den Leitzins bereits um einen Viertelpunkt gesenkt, auf nunmehr 1,75 bis 2,0 %. Auch die Chinesen haben den Geldhahn schon aufgedreht. Die EZB hat zwar den Einlagenzins für Banken nochmals gesenkt, den Leitzins jedoch (noch) unangetastet gelassen. Aufgrund des weiterhin negativen Zinsniveaus benötigen die Europäer aber deutlich mehr Kreativität bei der Auswahl geeigneter Instrumente.
Die Gefahr eines ungeregelten Brexit ist seit der Amtsübernahme von Boris Johnson erheblich gestiegen. Die Machtübernahme als neuer Prime Minister basierte auf dieser Drohung. Sie ist volkswirtschaftlich zwar nicht rational, aber politisch ein wirksames Mittel zum persönlichen Vorteil. Das Ringen um eine vernünftige Lösung wird auch Ende Oktober nicht vorbei sein und der Unsicherheitsfaktor für die europäische Wirtschaft weiterhin bestehen. Vielleicht kann Italien den Briten eine Vorlage zur Lösung liefern. Immerhin konnte sich die zersplitterte Opposition hier einigen und den populistischen Auswüchsen Einhalt gebieten.
Die sogenannten Handelskriege kommen nicht zur Ruhe, vor allem zwischen USA und China. Obwohl die US-Konjunktur noch vergleichsweise robust läuft, zeigen Messungen volkswirtschaftlicher Daten mittlerweile eine vergleichsweise große negative Auswirkung von Importzöllen zwischen China und den USA auf die US-Konjunktur. Offensichtlich fällt es chinesischen Unternehmen und Konsumenten leichter, auf alternative Produkte auszuweichen, als den US-Importeuren, welche sehr stark auf China fokussiert sind. Folglich bleibt der Warenverkehr von China in die USA bislang nahezu ungebremst. Es bleibt ein negativer Einkommenseffekt für die US-Verbraucher. Wie auch in Großbritannien ist dies volkswirtschaftlich wenig sinnvoll, nützt aber einigen Populisten beim Stimmenfang.