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„Atomkraft – nein danke! Bei mir kommt der Strom aus der Steckdose!“ In den 80er Jahren sah man diesen Spruch hin und wieder auf bundesdeutschen PKWs kleben. Ähnlich kurzsichtig wie dieser Nonsens-Spruch ist heute der Blick deutscher Privatanleger auf die Nachhaltigkeit ihrer Investments. Nur rund 10 % von ihnen berücksichtigen soziale oder ökologische Kriterien bei der Wahl ihrer Investments. Umweltzerstörung, Klimaschädigung oder Waffen im Depot – na und??
Woher kommt diese Zurückhaltung? Die Gründe sind vielfältig:
- Unwissenheit (oder Ignoranz?), dass jedes finanzielle Engagement eine soziale und/ oder ökologische Wirkung hat – was ja für so gut wie jede Entscheidung gilt, die wir treffen.
- Die Struktur des Beratungsgesprächs, welches eine Vielzahl an Parametern beim Kunden abfragt, um das richtige Produkt zu finden. Fragen zur Nachhaltigkeit gehören (noch) selten dazu.
- Die alte Mähr, dass ökologisches, soziales und unternehmerisches Wohlverhalten die Rendite eines Investments drückt.
Insbesondere der letzte Punkt wird durch eine Vielzahl von Studien zu nachhaltigen Anlagen widerlegt. Eine Meta-Studie der Steinbeis-Hochschule Berlin hat 178 wissenschaftlich fundierte Studien über alle Assetklassen geprüft: Nur 13 Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass nachhaltige Kapitalanlagen ein schlechteres Rendite-Risiko-Profil aufwiesen als herkömmliche Produkte.
Doch viel entscheidender als die graue Theorie der Studien ist die Praxis: Seit mehreren Jahren schon haben institutionelle Anleger die Nachhaltigen Investments für sich entdeckt. Sie sind die Wachstumstreiber: 2016 stieg das Marktvolumen in Deutschland, Österreich und der Schweiz um 29 % auf 419,5 Mrd. Euro – ein Allzeithoch. Institutionelle Anleger haben in Deutschland einen Anteil von 90 % (in Österreich und der Schweiz etwas weniger). Auch die Wachstumsraten der institutionellen Investoren lagen seit 2012 mit durchschnittlich 35 % pro Jahr weit über denen privater Anleger. (Alle Zahlen Forum Nachhaltige Geldanlagen e. V.: Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2017).
Der Ertrag nachhaltiger Anlagen kann also nicht so schlecht sein – institutionelle Investoren haben in Zeiten magerer Zinserträge keine Rendite zu verschenken. Was also treibt institutionelle Anleger in nachhaltige Geldanlagen? Vielleicht die Einsicht, dass das Thema eben kein „Trend“ ist. Sondern einfach nur vernünftig. Mehr zum Thema Nachhaltige Investments lesen Sie in der Rubrik „Fokus“ in diesem Monat.
In diesem Sinne: Unabhängig von Weltanschauung und politischen Ansichten lohnt es sich, einen rationalen Blick auf den zusätzlichen Rendite-Faktor zu werfen: Er heißt „Verantwortung“.