05 | 2017 Editorial

Nach der Wahl ist vor der Wahl

Bild: © TTstudio – Fotolia

Zum Glück ist auf Wahlprognosen doch noch Verlass. Kein Brexit- oder Trump-Effekt bei den Wahlen in Nordrhein-Westfalen und Frankreich: Die CDU ist stärkste Kraft geworden und Emmanuel Macron ist entsprechend der Prognosen und aller Hoffnungen der neue Präsident Frankreichs. Das Undenkbare ist uns erspart geblieben: Nein, nicht dass die SPD-Regierung in Düsseldorf erneut regiert. Sondern, dass eine rechtsextreme, anti-europäische und, ja, anti-deutsche Präsidentin jenseits des Rheins antritt.

Macron war der einzige Kandidat, der im Wahlkampf keine anti-deutschen Ressentiments bediente. War denn die deutsch-französische Freundschaft nicht geradezu in Stein gemeißelt? Anscheinend nicht. Offenbar währte die Aussöhnung seit dem zweiten Weltkrieg noch nicht lange genug. Dabei war der beiderseitige Wunsch nach einer friedlichen Zukunft doch schließlich einer der Gründe für die Römischen Verträge von 1957 – der Grundlage der heutigen EU.

Tatsächlich hatte das deutsch-französische Verhältnis in den vergangenen Jahren gelitten. Deutschland wird zwar als wirtschaftlich erfolgreiches Beispiel hochgehalten, jedoch als zu stark und dominant wahrgenommen. Dies gipfelte in dem Ausspruch Marine Le Pens, Frankreich werde nach der Präsidentschaftswahl in jedem Fall von einer Frau regiert: Von ihr selbst. Oder von „Madame Merkel“.

Der neue französische Präsident Emmanuel Macron gilt als Europa-Befürworter und seine erste Auslandsreise führt ihn schon am ersten Tag nach der Amtsübergabe nach Deutschland.

Regelmäßig wird er als Retter Europas apostrophiert, noch bevor er überhaupt mit dem Regieren beginnen konnte. Ob er dies wirklich ist, beleuchten wir in unserem Fokus-Thema des Monats 05|2017.

Die Politik in der EU ist und bleibt ein zentrales Thema für Anleger, auch außerhalb Europas. Überraschend stehen vorgezogene Neuwahlen in Österreich und Großbritannien an. Die Wahl in Deutschland bleibt trotz der CDU-Gewinne in den letzten drei Landtagswahlen wichtig. Italien könnte ebenfalls in diesem Jahr noch wählen, wenn es zu einer erneuten Regierungskrise kommt. Anti-europäische Kräfte nähren sich auch dort aus einer schwachen Konjunktur und hohen Arbeitslosigkeit. Und dann sind da noch die Brexit-Verhandlungen. Mit Emmanuel Macron als entschiedenem Gegner des Brexit sind diese nicht einfacher geworden.

In Europa könnte das Superwahljahr also weitere Überraschungen bereithalten und für sensible Finanzmärkte sorgen – günstige Wahlergebnisse bieten natürlich auch Chancen.

In diesem Sinne: Trotz oder gerade wegen der EU, denken Sie europäisch!

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