05 | 2016 Editorial

Entscheidungen

Bild: © Westend61/ Mimafoto – Fotolia

Als Investor oder Vermögensverwalter müssen Sie ständig Entscheidungen treffen. Und zwar keine einfachen Entscheidungen, wie etwa bei der Beantwortung der Frage: „Was ziehe ich heute an?“ Denn hier kenne ich die Alternativen und auch die Folgen meiner Entscheidung sind mir weitestgehend bekannt. Schwierig wird es bei Entscheidungen unter Unsicherheit. Anlageentscheidungen werden immer unter Unsicherheit getroffen, denn wir können die künftige Marktentwicklung nur prognostizieren, wir kennen sie nicht. Selbst bei Investitionen in sichere Anlagen bleibt eine Unsicherheit, denn zum einen könnten sich die Opportunitätskosten und damit die Attraktivität anderer Alternativen im Verhältnis zur gewählten Anlage verändern. Zum anderen könnten sich andere unsichere Parameter verändern. Beispielsweise könnte die Inflation derart zunehmen, dass die sichere Anlage real eben doch einen Verlust bedeutet.

Sicher ist, irgendeine Entscheidung müssen wir fällen. Und die Entscheidung, nichts zu tun, ist meistens die schlechteste. Zumindest in der Kapitalanlagewelt, in welcher der Wert des Geldes tendenziell im Laufe der Zeit abnimmt. Der Weg der klassischen Entscheidungslehre baut darauf, Unsicherheiten nach Möglichkeit zu minimieren und mit berechenbaren Eintrittswahrscheinlichkeiten und der Bewertung der jeweiligen Folgen mathematisch die zum Entscheidungszeitpunkt vorteilhafteste, weil wahrscheinlich beste Alternative zu wählen. Doch angesichts einer riesigen Menge an Anlagealternativen auf dem Kapitalmarkt sowie einer großen Menge an mehr oder minder bekannten makro- und mikroökonomischen Einflussfaktoren auf deren künftige Entwicklung dürfte klar sein, dass die zum Entscheidungszeitpunkt aussichtsreichste Entscheidung noch lange nicht die richtige gewesen sein muss.

Ein anderer, innovativer Ansatz der Entscheidungslehre, der sich an der Vorgehensweise erfolgreicher Unternehmer und Entrepreneure orientiert, ist der sogenannte Effectuation-Ansatz. Dieser folgt einer ganz eigenen Logik: Alles, was ich selbst beeinflussen kann, muss ich nicht vorhersagen. Das Handeln erfolgt mittelorientiert. Es steht also nicht das Ziel im Vordergrund, sondern die Mittel, die mir zur Verfügung stehen, und die damit einhergehende Frage: „Was kann ich damit erreichen?“ Auch gegenüber dem Risiko wird hier eine andere Einstellung beschrieben: Nicht der Ertrag steht dabei im Vordergrund, sondern die Frage „Was bin ich bereit zu verlieren?“ Ein ganz wichtiger Aspekt in dieser Entscheidungslehre ist das Prinzip, welches die Einstellung gegenüber anderen beschreibt. Danach sollten Partnerschaften mit solchen Partnern eingegangen werden, die auch unter Unsicherheit bereit sind, verbindliche Vereinbarungen zu treffen und eigene Mittel zur Verfügung zu stellen.

In diesem Sinne: Bleiben Sie entscheidungsfreudig!

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