08 | 2018 Markt

Zinspoker: Bank of England erhöht, während EZB und Fed still halten

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird den Leitzins im Euroraum wohl bis „über den Sommer 2019“ hinaus auf dem Rekordtief von null Prozent halten, so Verlautbarungen der Bank anlässlich der jüngsten EZB-Ratssitzung im Juli. Bekräftigt wurde die Absicht, die monatlichen Anleihenkäufe der EZB ab September auf 15 Mrd. Euro zu halbieren und schließlich zum Jahresende ganz einzustellen. Der nächste Schritt aus der expansiven Geldpolitik dürfte dann die Rücknahme der Strafzinsen von 0,4 % sein, die Geschäftsbanken auf ihre Einlagen bei der EZB zahlen müssen.

Die Inflation im Euroraum lag nach vorläufigen Angaben von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, im Juli bei rund 2,1 % p. a. und damit bereits den zweiten Monat über dem von der EZB angestrebten Niveau von „knapp unter 2,0 %“. Getrieben wurde sie insbesondere durch die weiter steigenden Energiepreise.

Jenseits des Ärmelkanals bewegt sich die Inflationsrate längst deutlich über dem Zielniveau der Währungshüter. Im vergangenen Jahr lag die annualisierte Inflationsrate aufgrund des durch den bevorstehenden Brexit schwächelnden Kurses des britischen Pfund mehrfach über 3,0 %. Zuletzt näherte sie sich dem anvisierten Niveau wieder leicht an und lag bei 2,4 %. Im Spannungsfeld zwischen Brexit-Risiken und Inflation hat die britische Notenbank ihre Geldpolitik weiter gestrafft und den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 0,75 % erhöht. Dieser erreicht damit den höchsten Stand seit der Finanzkrise 2009. Experten erwarten angesichts der Unsicherheiten durch den bevorstehenden Austritt aus der EU nun allerdings sobald keine weiteren Zinsschritte der Bank of England mehr.

Notenbankchef Mark Carney begründete die moderate Straffung mit der Eindämmung der Inflation, betonte aber, dass weitere Schritte allenfalls graduell und begrenzt erfolgen würden. Es bedürfe keines hohen Tempos. Die Notenbank erwartet in den kommenden zwei Jahren eine Rate von knapp über 2,0 %. Das Wirtschaftswachstum und den Arbeitsmarkt bewerten die Ökonomen positiv. So sei die Erwerbslosigkeit auf den tiefsten Stand seit 42 Jahren gesunken und dürfte noch weiter zurückgehen.

Allzu eilig hatte es auch die US-Notenbank Fed in diesem Sommer nicht. Nach der Zinserhöhung im Juni, die US-Präsident Donald Trump wenig erfreut kommentierte, beließen die Notenbanker um Jerome Powell die Leitzinsen Anfang August zunächst in der Spanne von 1,75 bis 2,0 %. Läuft die US-Konjunktur so weiter, könnte die nächste Anhebung allerdings bereits im September folgen – zum Ärger von Präsident Trump. Die Fed avisierte ein „solides“ Tempo auf dem Kurs aus der expansiven Geldpolitik. Sie verwies neben dem guten Wirtschaftswachstum auch auf die guten Arbeitsmarkt- und Konsumdaten sowie die stabile Inflationsaussicht.

Mit höheren Zinsen will die Fed einer möglichen Überhitzung der Wirtschaft vorbeugen. Teurere Kredite bremsen Investitionen und stärken den US-Dollar, belasten damit aber auch die US-Exporte. Diese zu erhöhen ist jedoch ein erklärtes Ziel des US-Präsidenten.

Ausblick

Auf beiden Seiten des Atlantiks wirken weiterhin unterschiedlichste Kräfte auf die Zinsniveaus, halten diese dauerhaft unter Spannung und lassen damit nur wenig Bewegung zu. Am stärksten wirken diese Kräfte im Euroraum.

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