Globalisierung à la Chinoise Editorial

Bild: © toa555 – Fotolia

Der Ablauf des Treffens von US-Präsident Donald Trump und Partei- und Staatschef Xi Jinping war symptomatisch für unsere Wahrnehmung Chinas. Im Vorfeld war von den Spannungen zwischen den zwei größten Volkswirtschaften der Welt und ihren Regenten die Rede, sogar von einem drohenden Handelskrieg. Einen nordkoreanischen Raketentest und knapp 60 US-amerikanische Tomahawk-Einschläge in Syrien später sind die wirtschaftlichen Fragen aus dem Fokus der Berichterstattung verschwunden. Xi aus den Augen, China aus dem Sinn – unserem eurozentrischen Weltbild sei Dank.

Unser Fokus auf Europa hat mitunter zur Folge, dass es uns nicht immer gelingt, China mitzudenken. Die Griechen verkaufen den Chinesen ihren Hafen in Piräus? Wir freuen uns mit den Griechen über Einnahmen für die leere Staatskasse und mittelfristige Investitionszusagen. Schön, aber was haben die Chinesen davon? Was wollen sie eigentlich mit deutschen Regionalflughäfen wie Frankfurt-Hahn oder Schwerin-Parchim? Und wie ist es zu beurteilen, dass High-Tech-Unternehmen wie die KUKA AG an chinesische Unternehmen verkauft werden?

China ist schon seit einer Weile nicht mehr die verlängerte Werkbank der Industrienationen. Das Infrastrukturprojekt „Neue Seidenstraße“ (mit Endpunkt in Piräus) entspringt nicht nur dem Wunsch Chinas nach neuen Märkten, sondern hat auch ein klares politisches Ziel: Chinas Platz in der Welt auszubauen. Mehr dazu lesen Sie in unserem Thema des Monats 04|2017.

Wer wissen will, wie die Welt von morgen aussieht, darf den Re-Nationalisierungstendenzen und der allgemeinen Globalisierungsmüdigkeit der Eliten, die auch PricewaterhouseCoopers jüngst auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos konsterniert beobachtete, nicht nachgeben. Dort hatte sich Xi vor einem erstaunten Publikum zum Fürsprecher des Freihandels gemacht. Hören wir vielleicht nur, was wir hören möchten? Was verspricht der Staatschef des bevölkerungsreichsten Landes der Welt, dessen Bewohner keinen echten Zugang zum Internet haben, tatsächlich? Wie sähe eine Globalisierung unter chinesischen Vorzeichen aus?

In diesem Sinne: „Kenne dich selbst, kenne dein Gegenüber und du wirst in hundert Schlachten siegen“, schrieb schon 500 vor Christus der legendäre chinesische Feldherr Sun Tzu in „Die Kunst des Krieges“. Der Blick lediglich bis zum Tellerrand reicht da nicht aus.

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