Die Spannung steigt

Bild: © Zerbor – Fotolia

Auch 2017 verspricht ein spannendes Jahr zu werden. Insbesondere, wenn man den Worten des designierten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika lauscht. In einem Interview mit der britischen „Times“ und der deutschen „Bild“ schießt Donald Trump, für ihn typisch, locker aus der Hüfte.

Die NATO sei obsolet, Europa allenfalls ein „Club auf Zeit“ und Merkels Flüchtlingspolitik eine Katastrophe. Und ganz nebenbei droht er deutschen und anderen Autobauern mit Strafzöllen, sollten sie Werke in Mexiko und nicht in den USA bauen, um den US-amerikanischen Markt zu bedienen.

Dass er Europa und allen voran Deutschland als europäisches Führungsland politisch schwächen will, ist naheliegend. Denn alles, was Trump sagt oder tut, ist auf die Stärkung der US-amerikanischen Binnenwirtschaft ausgelegt.

Die Chefökonomen großer US-Investmentbanken sehen daher auch das Ende einer durch geldpolitische Maßnahmen dominierten Ära und den Beginn einer Phase, die von fiskalischen Anreizen und strukturellen Reformen geprägt sein werde.

Die größer werdende Schere zwischen dem Wirtschaftskurs der USA und Europa ist offensichtlich. Das wird sich auch auf die Währungen auswirken. Bis Ende des Jahres 2017 könnte die Parität von Dollar und Euro erreicht werden. Für 2018 sei sogar ein Fall des Wechselkurses unter die Parität zu erwarten, prognostiziert Goldman Sachs-Chefökonom Jan Hatzius.

Angesichts der sprunghaft gestiegenen Inflationsrate in Europa könnte man annehmen, dass die EZB nun auch bald die Zinswende einleiten und sich von der ultralockeren Geldpolitik verabschieden werde. Doch wie wir in unserem Fokus-Thema des Monats 01|2017 erläutern, dürfte dies zu kurz gesprungen sein.

Für Sparer wäre das Zusammenspiel von Niedrigzinsen – oder sogar Strafzinsen, wie sie nun selbst Sparkassen planen, – und steigender Inflation eine dramatische Entwicklung. Es liefe auf eine schleichende Entwertung privater Vermögen hinaus.

Ob Direktinvestments in Aktien die richtige Alternative darstellen, sollte zumindest kritisch hinterfragt werden. US-Aktien werden mehr durch die Hoffnungen nach der Trump-Wahl getragen, als durch fundamentale Daten. Nicht wenige Experten halten diese sogar für hoch bewertet.

Damit steigt die Bedeutung alternativer Kapitalanlagen mit einer attraktiven Rendite noch einmal an. Das gilt nicht nur für private, sondern auch für institutionelle Investoren wie Depot A-Manager, Pensionskassen oder andere Versorgungswerke.

In diesem Sinne: Die Spannung steigt – außer Sie haben in unsere Bausteine für die Vermögensverwaltung investiert. Dort herrscht eher gepflegte Langeweile: Anfang Januar haben wir erneut prognosegemäß ausgezahlt.

Inflation oder Segen?

Bild: © Eurostat 2017

Jahrelang reizte die Europäische Zentralbank (EZB) nahezu jedes erdenkliche Mittel expansiver Geldpolitik in dem Versuch aus, die Konjunktur anzukurbeln und die Inflation als wichtigen Gradmesser auf das Zielniveau von knapp unter 2,0 % zu heben.

Doch als die Inflation im Dezember 2016 plötzlich von 0,8 % im Vormonat auf 1,7 % hochschoss, reagierten viele überrascht und bei manchem Sparer im traditionell inflationsängstlichen Deutschland schrillten gar die Alarmglocken. Die Bild-Zeitung titelte „Diese Horror-Kurve bedroht ihr Erspartes“. Für derlei Panikmache gibt es jedoch keinen Grund.

Ein nüchterner Blick auf die Zahlen und die Methodik der Inflationsmessung zeigt, dass die hohe Inflationsrate, die in der Veränderung zum Vorjahresmonat angegeben wird, vor allem dem Einbruch des Ölpreises auf rund 30 US-Dollar pro Barrel vor einem Jahr geschuldet ist. Ziemlich genau ein Jahr nun danach erlebt der Ölpreis eine deutliche Erholung auf etwa 50 US-Dollar. Beide Entwicklungen zusammen ergeben im Vergleich der beiden Monate einen außergewöhnlichen Sprung der Inflationsrate. Dieser Effekt dürfte auch noch die Inflationsraten im Januar und Februar 2017 beeinflussen, die bei knapp 2,0 % erwartet werden.

Es ist aber eben nicht so, dass eine plötzliche Nachfrage das Warenangebot zu übersteigen drohe und die Preise treibe. Nicht einmal der Benzinpreis steigt dramatisch.

Es handelt sich also eher um eine statistische Korrektur. Gegenüber dem November 2016 liegt die Inflation zum Dezember 2016 bei einem Plus von 0,7 %. Der Jahresdurchschnitt 2016 betrug 0,5 % und war in erster Linie teureren Energie- und Nahrungsmittelpreisen geschuldet. Die Kerninflation als nachhaltiger und weniger volatiler Maßstab für die Teuerung verharrt noch immer unter 1,0 %.

Dennoch zeigen sich EZB und andere Wirtschaftsexperten zuversichtlich, dass sich die Inflation 2017 endlich wieder in Richtung eines gesunden Niveaus von knapp unter 2,0 % entwickeln könnte. Die Wirtschaftsexperten des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung und des Ifo-Instituts erwarten für Deutschland eine Inflation von 1,5 % im Jahr 2017. Das Kieler Weltwirtschaftsinstitut prognostiziert bis 2018 einen Anstieg auf knapp 2,0 %.

Zur Erinnerung: Eine Inflation deutlich unter 2,0 % birgt das Risiko deflationärer Tendenzen und des Abgleitens in eine Depression. Eine Inflation von knapp unter 2,0 % wird von der EZB als stabil angesehen. Selbst bei einer Inflation zwischen 3,0 und 5,0 % spricht man von einer schleichenden Inflation. In Deutschland wurden diese Werte zuletzt nach der Wiedervereinigung durch die Sondereffekte in den neuen Bundesländern erreicht. Seit 1994 lag die Inflation in Deutschland jedoch nie über 2,6 %. Eine galoppierende Inflation, oder auch Hyperinflation, wie sie in den 1920er Jahren beobachtet wurde, geht mit monatlichen Preissteigerungen von 50 % und mehr einher.

Der aktuelle Anstieg der Inflationsrate ist genau genommen also gar keine echte Inflation. Vielmehr normalisiert sich das Niveau und die Gefahr einer Deflation schwindet. Grundsätzlich sind steigende Preise ein Indikator wachsender Wirtschaftskraft. Arbeitnehmer können Lohnerhöhungen durchsetzen und dadurch mehr konsumieren. Die Unternehmen legen einen Teil der Lohnkostensteigerung auf die Produktkosten um. Die Preise steigen.

Auch die beschriebene Erholung des Ölpreises ist mit Blick auf die Weltwirtschaft zu begrüßen. Sie entlastet ölexportierende Länder, die unter Rezession leiden und wie Russland als Nachfrager auf dem Weltmarkt fast weggefallen sind.

Vor allem gäbe eine anhaltende Normalisierung der Inflation der EZB die Möglichkeit eines moderaten Ausstiegs aus der lockeren Geldpolitik. Einen schnellen Ausstieg 2017 dürfte es allerdings nicht geben. Denn angesichts des oben beschriebenen statistischen Effektes dürfte klar sein, dass eine dauerhafte Erreichung des Inflationsziels so schnell nicht gegeben ist.

Die schwelende Inflationsdebatte könnte allerdings, so lange sie anhielte, die Renditen top-gerateter Staatsanleihen im Euroraum steigen lassen. Für laufende Papiere, insbesondere mit langen Laufzeiten, würde dies sinkende Kurse bedeuten. Besonders betroffen wären auch Staatspapiere aus Spanien, Italien oder Griechenland.

Unterschiede in den Inflationsraten gibt es wie bei den Zinsen zwischen Europa und den USA. Seit geraumer Zeit fällt die Inflation in Europa substanziell niedriger aus als auf der anderen Seite des Atlantiks. Während in Europa die Finanz- und Wirtschaftskrise nachwirkt, hat die US-Wirtschaft diese bereits weitgehend hinter sich gelassen.

In den europäischen Volkswirtschaften sind angesichts massiver Schuldenberge kaum staatliche Investitionen möglich, die zu einer besseren Auslastung der Industrie führen könnten. Auch die Arbeitsmarktdaten sehen in Europa schlechter aus als in den USA, wo nahezu Vollbeschäftigung herrscht. Im hiesigen Arbeitgebermarkt finden Unternehmen schnell ausreichend viele und gut qualifizierte Mitarbeiter. Entsprechend ist der Lohndruck gering und die Löhne steigen kaum oder gar nicht, was letztlich die Inflationsrate niedrig hält.

Die EZB wird ihr Inflationsziel vielleicht kurz, aber sicher noch nicht dauerhaft erreichen können. Sie kann also gar nicht anders, als auch 2017 ihren eingeschlagenen Kurs vorerst fortzusetzen.

Für Investoren gilt einmal mehr: Ruhe bewahren und nicht bange machen lassen.

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