Berlin (ots) – Die Dachorganisation der Zentralbanken, die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, warnt vor unterschätzten Risiken durch immer höhere Schulden. „Wenn die Schulden weiter steigen, wird es immer schwerer für die Zentralbanken, die Zinsen wieder anzuheben, ohne Probleme zu kreieren“, sagt der Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung der BIZ, Claudio Borio, im Interview mit der Online-Ausgabe des Wirtschaftsmagazins ‚Capital‘. Borio nannte es „eine Ironie, dass hohe Schulden ein zentrales Element der großen Finanzkrise waren – und wir heute mehr Schulden als damals haben. Die Verbindlichkeiten der Haushalte, Staaten und Unternehmen, die keine Banken sind, lagen 2007 bei 210 % der globalen Wirtschaftsleistung, inzwischen sind wir bei mehr als 240 % angelangt“.
Borio warnte jedoch, die Schuld für die gestiegene Verschuldung allein bei den Zentralbanken zu suchen. Sie hätten bei der Krisenbekämpfung zu wenig Unterstützung von anderer Seite erhalten, kritisierte er. „Die Regierungen gingen zu selten strukturelle Reformen an. Den Notenbanken wurde zu viel aufgebürdet. Das ist der Hauptgrund, weshalb die Zinsen so niedrig sind.“ Dabei seien strukturelle Reformen etwa am Arbeitsmarkt der einzige Weg, um ein nachhaltiges Wachstum zu erzeugen, damit die Weltwirtschaft aus den hohen Schulden herauswächst.
Zudem warnte der BIZ-Experte, passive ETF-Fonds auf dem boomenden Markt für Unternehmensanleihen könnten einen möglichen Crash verstärken. Investoren würden in Anlageklassen wie Unternehmensanleihen gelockt – mit der Erwartung, es gebe permanente Liquidität. „Solche Schönwetter-Liquidität verschwindet allerdings sehr schnell, wenn die Märkte in Schwierigkeiten geraten. Abgesehen von technischen Besonderheiten könnten ETFs auf diese Weise die Marktdynamik verschlimmern.“ ETFs sind besonders liquide, an den Börsen gehandelte Anlagevehikel, während die zugrundeliegenden Unternehmensanleihen eher illiquide sind.
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