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Staatsanleihen

Staaten benötigen ebenso Kapital wie Unternehmen. Und sie können es sich wie diese von privaten oder professionellen Investoren leihen. Das zu Unternehmensanleihen analoge Instrument sind Staatsanleihen, auch Staatsobligationen beziehungsweise im Englischen „sovereign bonds“ oder „government bonds“ genannt. Dabei handelt es sich um Inhaberschuldverschreibungen, die der Staat als Schuldner herausgibt und die Investoren als Gläubiger kaufen können. Manchmal werden darunter auch andere öffentliche Anleihen subsumiert, bei denen Gebietskörperschaften oder öffentliche Unternehmen Anleihen begeben, die mit einer staatlichen Garantie versehen sind.

Mit Blick auf die hohe Verschuldung und aktuelle Situation Italiens ist es nicht ohne Ironie, dass es Italiener waren, die im Mittelalter erstmals privates Kapital zur Staats- bzw. Kriegsfinanzierung einsetzten. So nahm der venezianische Doge Vitale Michiel II. 1156 „Prestiti“ oder „Prestanze“ (Darlehen) bei venezianischen Bürgern für 4 % Zinsen auf. Dazu wurde eigens unter dem Namen Monte Vecchio ein Kreditinstitut zur Absicherung gegründet. Es folgten ähnliche Finanzierungsinstrumente in Florenz, bevor in den folgenden Jahrhunderten auch andere europäische Regenten ihre Kriege zum Teil auf diese Weise finanzierten. Kriegsanleihen waren bis zu den Weltkriegen ein übliches Mittel.

Heute stehen volkswirtschaftliche Aspekte bei der Staatsfinanzierung über Anleihen im Vordergrund.

Unterschiede in der Ausgestaltung der Schuldverschreibungen gibt es insbesondere zwischen dem europäischen Festland und dem angelsächsischen Raum. Während in Kontinentaleuropa Inhaberpapiere, sogenannte „bearer bonds“, ausgegeben werden, sind es in Großbritannien und den USA eher Orderschuldverschreibungen („registered bonds“), bei denen jeder Gläubiger namentlich in einem Gläubigerverzeichnis geführt wird. Inhaberpapiere sind dabei fungibler, da sie durch Einigung und einfache Übergabe auf einen neuen Gläubiger übertragen werden können, während Orderpapiere eines Indossaments (Übertragungsvermerks) bedürfen.

In Deutschland werden Staatsanleihen vom Bund und seinen Sondervermögen sowie Ländern und Gemeinden begeben. Man unterscheidet dabei die sechs Wertpapiergattungen Bundesanleihen, Bundesobligationen, Bundesschatzanweisungen, Bundesschatzbriefe, Finanzierungsschätze des Bundes und unverzinsliche Schatzanweisungen. Diese weisen üblicherweise eine feste, jährliche Verzinsung auf.

Bis auf eine Anleihe mit variablem Zins, Bundesschatzbriefe Typ B und Diskontpapiere wie die unverzinslichen Schatzanweisungen, sind sämtliche Papiere durch einen festen Zins und jährliche Auszahlungen gekennzeichnet. Der Wert der Staatsanleihen wird durch die Bonität des jeweiligen Staates und mittelbar durch die Stärke der entsprechenden Volkswirtschaft beeinflusst. Ratingagenturen wie Standard & Poor’s oder Moody’s überwachen diese laufend und veröffentlichen regelmäßig und bei besonderen Ereignissen entsprechende Bonitätsratings.

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