06 | 2018 Markt

Die EZB dreht den Geldhahn zu – vorerst …

Nun hat er es doch gemacht. EZB-Präsident Mario Draghi verkündete auf dem Außentermin des EZB-Rates in Riga am 14. Juni 2018 das Ende des Anleihekaufprogramms und damit den tatsächlichen Anfang vom Ende des billigen Geldes im Euroraum.

Bis September wird die EZB noch wie bisher Monat für Monat 30 Mrd. Euro in Anleihen investieren. Im vierten Quartal werden es dann nur noch 15 Mrd. Euro monatlich sein, bevor mit dem Jahresende dann auch das Programm endet. Die Zinsen sollen allerdings noch mindestens bis zum Sommer 2019 bei Null bleiben.

Dennoch markiert die Ankündigung Draghis einen Meilenstein in der Geldpolitik. Entsprechend reagierten die Märkte: Der Euro fiel, die Kurse europäischer Aktien stiegen. Allerdings machte Draghi auch klar, dass er die Finger am Geldhahn lässt und diesen jederzeit wieder öffnen kann. Denn die Entscheidung ist nicht ohne Risiko: Das Wachstum der Eurozone ist zwar solide, verlor aber jüngst etwas an Fahrt, so dass die EZB ihre Prognose für 2018 auf 2,1 % reduzieren musste.

Der Sieg der Populisten von der eurokritischen Fünf-Sterne-Bewegung und der fremdenfeindlichen Lega Nord bei den Wahlen in Italien stellt die Europäische Union einmal mehr auf die Probe. Die Risikoaufschläge bei italienischen Staatsanleihen stiegen kurzfristig auf den höchsten Stand seit vier Jahren, nachdem das Gespenst vom Ausstieg Italiens aus dem Euro mal wieder die Runde machte. Scheitert die Wirtschaftspolitik seiner Landsleute, wäre Draghi gezwungen, den Geldhahn wieder aufzudrehen. Denn Italiens Volkswirtschaft ist zu groß, um unter den Euro-Rettungsschirm ESM zu schlüpfen.

Weiteres Ungemach droht mit dem Trump’schen Handelskrieg. Nahezu zeitgleich mit der EZB-Entscheidung verkündete die EU, ihrerseits mit Strafzöllen gegen US-Waren zurückzuschießen.

Der Alleingang des US-Präsidenten Trump beim G7-Gipfel und im Umgang mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un sorgte bereits zuvor für zusätzliche Spannung. Während das Gebaren Trumps und das Damoklesschwert eines Handelskrieges es der EZB nahezu unmöglich machen, kurzfristig über Zinserhöhungen nachzudenken, hob die Fed die Leitzinsen wie erwartet um einen weiteren Viertelpunkt auf ein Niveau von 1,75 bis 2,0 % an.

„Das Wachstum ist stark, der Arbeitsmarkt ist stark und die Inflation liegt nahe beim Ziel“, erklärte Fed-Präsident Jerome Powell. Die Wirtschaft habe große Fortschritte gemacht, begründete er die Entscheidung. Die am Wochenbeginn veröffentlichten Inflationswerte hatten bereits die Zinserhöhung erwarten lassen. Die US-Inflationsrate lag im Mai bei 2,8 % zum Vorjahresmonat, dem höchsten Wert seit Februar 2012.

Ausblick

Das Ende des billigen Geldes naht. Wer eine Immobilie kaufen und finanzieren will, sollte nicht mehr lange warten ­ – günstiger werden die Konditionen nicht mehr werden.

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