10 | 2019 Allgemein

Der langen Schatten der US-Wahlen

Am 3. November 2020 wird in den USA ein  neuer Präsident gewählt – oder der alte wiedergewählt.  Ein Jahr scheint eine lange Zeit,  doch schon jetzt wirft die Wahl ihre Schatten  voraus. Auf beiden Seiten positionieren  sich die Kandidaten und sogar der sonst um  keine Provokation verlegene Amtsinhaber  Donald Trump scheint leisere Töne anzuschlagen,  um seine Wiederwahl möglich zu  machen.  Im Mai diesen Jahres schien der Republikaner  noch von einer fast ungezügelten Risikobereitschaft  getrieben zu sein, den Handelskrieg  mit China und die Auseinandersetzung  mit dem Iran in seinem Sinne zu  entscheiden. Ein halbes Jahr später gibt sich  der US-Präsident deutlich zurückhaltender,  denn die teilweise von ihm selber geschürten  Konflikte am anderen Ende der Welt  könnten die Wirtschaft seines Landes empfindlich  schädigen. Und nichts kann ein Präsident,  der wiedergewählt werden möchte,  weniger gebrauchen als eine lahmende Konjunktur  im Wahljahr.  Warnzeichen für Trump, seinen Kurs zu ändern,  sind vor allem schwache Umfragenwerte – gemessen an der Tatsache, dass die  Arbeitslosigkeit während seiner bisherigen  Amtszeit so niedrig ist wie selten zuvor. Allein  seine bisherige Wirtschaftspolitik wird  von den Wählern als positiv empfunden. 

Trump rudert zurück 

Anzeichen für eine neue gemäßigtere Außenpolitik  der USA gibt es mehr als genug,  so fällt unteren anderem die Entlassung des  US-Sicherheitsberaters John Bolton darunter.  Der als absoluter Hardliner bekannte  Verfechter der Politik des „maximalen  Drucks“ dürfte wohl von einem deutlich  moderaten Nachfolger und damit bereits  vierten Sicherheitsberater von Donald  Trump ersetzt werden. Trump selber hatte  nach der Entlassung von Bolton getwittert,  es habe starke Meinungsverschiedenheit gegeben,  die New York Times berichtete,  Trump habe sich beschwert, dass Bolton zu  willig sei, die USA in einen Krieg zu verwickeln.  Fast gleichzeitig mit der Entlassung Boltons  verkündete Trump, die für den 1. Oktober  angekündigte Ausweitung der Strafzölle gegen  China zu verschieben. Die Chinesen signalisierten  ihrerseits Verhandlunsbereitschaft  und versprachen, die Käufe von landwirtschaftlichen  Erzeugnissen aus den USA zu  verstärken.  Selbst gegenüber seines erklärten Erzfeindes,  dem Iran, schlägt der US-Präsident nach  den Anschlägen in Saudi-Arabien mildere  Töne an. Während einige Mitglieder der  US-Regierung, darunter Außenminister  Mike Pompeo, sofort den Iran als Verantwortlichen  nannten, äußerte sich Trump  weniger deutlich. „Wir müssen definitiv herausfinden,  wer es getan hat“, sagte er und  fügte an: „Ich will mit niemanden Krieg“. Die  Warnung, die Vereinigten Staaten seien aber  auf einen Konflikt vorbereitet und könnten  jederzeit mit einem viel, viel größeren Angriff  zurückschlagen, sparte er sich allerdings  nicht.

Warren macht „Angst“ 

Doch der momentane „Rückzug“ von Donald  Trump allein reicht nicht, um alle Risiken  für die weltgrößte Wirtschaftsmacht im  Vorfeld der 2020-Wahlen auszumerzen. Der  Aufstieg der progressiven Elizabeth Warren  im Rennen um den demokratischen Präsidentschaftsbewerber  könnte Marktteilnehmer  verunsichern, denn sie steht für Gesetze  und Regularien, die die Unternehmensgewinne  im Bank-, Gesundheits-, Rohstoffund  Technologiesektor empfindlich treffen  könnten.  Bislang konnte die Juristin aus Oklahoma,  die für die neue „Sozialisierung“ der Demokraten  steht, zwar noch nicht an ihren Konkurrenten  Bernie Sanders und vor allem  dem derzeit in Umfragen führenden Joe Biden  vorbeiziehen, doch sie macht zunehmend  Boden gut. Was ihre Wahl für die großen  US-Unternehmen bedeuten könnte,  betitelte der Fernsehsender CNBC so: „Wall 

NEWSLETTER-ABO

Die wichtigsten Neuigkeiten aus der Finanzbranche fassen wir Ihnen regelmäßig in einem persönlichen Newsletter zusammen.

Newsletter abonnieren

DIALOG

Als Mitglied der PATIO Lounge teilen Sie Ihr Wissen und Ihre Sicht auf die Finanzwelt mit anderen. Wir freuen uns auf den Dialog.

Artikel einsenden

EMPFEHLEN SIE UNS

Ihnen gefällt die PATIO Lounge?
Dann empfehlen Sie uns weiter.