Das IS-LM-Modell (Investment-Saving / Liquidity preference-Money supply) oder Güter-Geldmarkt-Modell ist ein makroökonomisches Fixpreismodell zur Erklärung der Nachfrageseite einer geschlossenen Volkswirtschaft unter der Annahme flexibler Löhne. Es ist die bekannteste Interpretation des Keynesianismus und wird im Hicks-Diagramm (Zins-Einkommen-Diagramm) visualisiert. John R. Hicks veröffentlichte es bereits im April 1937 kurz nach dem Erscheinen des Standardwerkes von John Maynard Keynes unter dem Titel „Mr. Keynes and the ‚Classics‘: A Suggested Interpretation“.
Die IS-Kurve beschreibt dabei die Gleichgewichtskurve auf dem Gütermarkt, also die Marktzustände, in denen Angebot und Nachfrage auf dem Gütermarkt einander entsprechen. Die Variablen der Gleichung sind der private Konsum C, das Volkseinkommmen Y, die Investitionen I, der Zinssatz i und der Staatskonsum G.
Die Formel der IS-Kurve lautet: C(Y) + I(i) + G = Y
Sie wird in einem Diagramm mit i auf der horizontalen und Y auf der vertikalen Achse dargestellt. Ihre Steigung ist negativ, da die Investitionen (I) mit steigendem Zinssatz (i) abnehmen (weil sie teurer werden) und damit das Angebot die Nachfrage nur bei einem geringeren Volkseinkommen decken kann.
Simultan stellt die LM-Kurve die Gleichgewichtswerte auf dem Geldmarkt dar, die ebenfalls durch den Zinssatz und das Volkseinkommen bestimmt werden. Die Variablen der Gleichung sind die Geldnachfrage L, das Volkseinkommmen Y, der Zinssatz i, das nominale Geldangebot bzw. die insgesamt verfügbare Geldmenge und das Preisniveau P. Das reale Geldangebot ergibt sich dabei als Quotient aus der Geldmenge und dem Preisniveau.
Die Formel der LM-Kurve lautet: L(Y,i) = M/P
Die LM-Kurve steigt, weil die Geldnachfrage (L) mit steigendem Volkseinkommen (Y) zunimmt, der Geldmarkt jedoch nur bei einem höheren Zinssatz (i) im Gleichgewicht sein kann.
An dem Kreuzungspunkt beider Kurven ist die gesamte Volkswirtschaft im Gleichgewicht.
Das IS-LM-Modell wird noch an vielen Hochschulen gelehrt und eignet sich für die Analyse der kurzfristigen Wirkungen von Maßnahmen der Geld- und Fiskalpolitik (Zins- und Steuererhöhungen oder -senkungen). Aufgrund der Fixpreisannahme wird für den gesamtwirtschaftlichen Gütermarkt eine vollkommen elastische Mengenanpassung der Unternehmen an erwartete Nachfrageänderungen unterstellt.
Übt der Staat eine expansive Fiskalpolitik in Form von „deficit spending“ aus, erhöht er die Verschuldung, um direkt als Nachfrager oder indirekt über Steuersenkungen die Nachfrage auf dem Gütermarkt zu erhöhen. In der Folge verschiebt sich die IS-Kurve nach rechts, was zu einem höher gelegenen Schnittpunkt auf der LM-Kurve und damit einem höheren verfügbaren Volkseinkommen führt.
Erhöht sich die Nachfrage auf dem Gütermarkt, steigt die Produktion. Mehr Arbeitnehmer werden benötigt, die wiederum ihre Löhne zum Teil in Konsum umsetzen. Dieser zusätzliche Konsum führt zu einer weiteren Ausweitung der Produktion und setzt so eine positive Spirale in Gang, bis das neue Gleichgewicht erreicht ist. In starken Konjunkturphasen sollte der Staat dann die Verschuldung durch höhere Steuereinnahmen wieder zurückführen und damit eine antizyklische Wirtschaftspolitik zur Glättung der Konjunkturschwankungen betreiben.
Voraussetzung dafür ist, dass die Haushalte ausreichend Spekulationskasse vorhalten, also genug Geld für Investitionen bereitstellen. Dann kann das „deficit spending“ die Konjunktur ankurbeln und die Volkswirtschaft aus rezessiven Phasen führen. Halten die Haushalte allerdings ausschließlich Transaktionskasse, also allein die Geldmenge, die sie für den Konsum benötigen, wird die LM-Kurve zu einer vertikalen Geraden, so dass nur der Zins steigt und das Volkseinkommen unverändert bleibt. Dieser Effekt wird als „Crowding-out“ bezeichnet. Die expansive Fiskalpolitik bleibt dann ohne Wirkung.
Unter Einbeziehung der Zahlungsbilanz der Volkswirtschaft kann das Modell auch für offene Volkswirtschaften eingesetzt werden (Mundell-Fleming-Modell). Es wird dazu um die so genannte ZZ-Kurve erweitert, die alle Kombinationen aus Zins und Einkommen darstellt, bei denen es zu einer ausgeglichenen Zahlungsbilanz kommt.
Heute gilt das (erweiterte) IS-LM-Modell nicht mehr als zeitgemäß. Vielmehr geht man davon aus, dass eine Notenbank ein definiertes Inflationsziel verfolgt und dazu den Zins für das Zentralbankgeld so festlegt, dass sich die Inflationsrate dem Ziel annähert, jedoch keine Rezession oder gar Depression ausgelöst wird. So betreibt die Notenbank keine Geldmengenpolitik und der Zins ist kein Gleichgewichtszins auf dem Geldmarkt. Nachfrage und Investition werden negativ vom Zinsniveau beeinflusst. Entscheidend ist dabei der Realzins, während das IS/LM-Modell nicht zwischen Nominalzins und Realzins unterscheidet.
Die entsprechende Weiterentwicklung des Modells zur Abbildung der Leitzinsentwicklung ist die Taylor-Regel nach John B. Taylor.