07 | 2018 Markt

Das Barometer steigt

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) will trotz der Risiken aus den Handelskonflikten an ihrem geldpolitischen Straffungskurs festhalten. Weitere schrittweise Zinsanhebungen seien im Einklang mit der wirtschaftlichen Entwicklung möglich, hieß es im halbjährlichen Bericht für den US-Kongress. Die Konjunktur-, Arbeitsmarkt- und Inflationsdaten stimmten die Notenbanker zuversichtlich. Auch wenn man die Risiken durch den globalen Handelsstreit und einen leicht negativen Effekt durch steigende Ölpreise wahrnehme, so hoffe man, durch die expansive Geldpolitik der US-Konjunktur weiter etwas Schwung zu geben. Dieses Jahr hat die Fed bereits zweimal ihren Leitzins angehoben und stellt zwei weitere Erhöhungen in Aussicht.

Der nördliche Nachbar Kanada hob im Juli bereits zum vierten Mal in diesem Jahr den Leitzins an. Die kanadische Notenbank hat trotz der durch Handelszölle und das Ringen um das NAFTA-Abkommen belasteten Beziehungen zum wichtigsten Handelspartner USA die geldpolitischen Zügel erneut angezogen. Der Leitzins werde um 0,25 Prozentpunkte auf 1,50 % angehoben, teilte die Bank of Canada mit und stellte weitere Erhöhungen in Aussicht.

Etwas überraschend halten Vertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) informierten Kreisen zufolge eine mögliche erste Zinserhöhung in der Eurozone vor dem Jahresende 2019 für möglich. Eine erste Anhebung könnte danach bereits im September oder im Oktober des nächsten Jahres erfolgen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Verweis auf gut informierte, aber anonyme Quellen. Man habe allerdings die Abhängigkeit der Entscheidung von der weiteren Entwicklung der konjunkturellen Lage betont.

Die am Finanzmarkt eingepreiste Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung im Oktober 2019 stieg nach der Meldung von knapp 70 auf 80 %. Zuletzt hatte die EZB angesichts der anziehenden Inflation zwar ein Ende der Anleihekäufe zum Jahresende angekündigt, gleichzeitig aber auch ein Festhalten an den Niedrigzinsen bis zum Sommer 2019 in Aussicht gestellt.

Auch in Schweden hält man an der Niedrigzinspolitik fest. Der schwedische Leitzins bleibt wie erwartet weiterhin bei -0,5 %. Die Reichsbank bestätigte allerdings ihre Erwartung, dass ab Ende 2018 mit moderaten Zinserhöhungen zu rechnen sei. Die Wirtschaft in Schweden entwickle sich robust, der Arbeitsmarkt sei gut und die Inflation bewege sich im gewünschten Bereich bei 2,0 %. Doch man sehe auch Risiken, so habe die internationale Unsicherheit mit Blick auf Handelsbeschränkungen und politische Entwicklungen in Europa zugenommen.

Im Vereinigten Königreich dürfte die künftige Entwicklung der Geldpolitik unmittelbar vom Ausgang der Brexit-Verhandlungen abhängen. Sollte das Übergangsabkommen zum Austritt aus der EU nicht rechtzeitig verabschiedet werden, müsste sich Großbritannien womöglich auf die Handelsbestimmungen der WTO verlassen. Man fürchtet für diesen Fall dramatische Einbußen im Finanzdienstleistungssektor. Die konjunkturellen Aussichten und Zinsen seien dann neu zu bewerten, so Notenbank-Chef Mark Carney. Bis dato hielt er den Wachstumsrückgang zu Jahresbeginn für vorübergehend und sorgte für Spekulationen auf eine baldige Zinserhöhung. So erfüllten ihn die jüngsten Wirtschaftsdaten mit „größerer Zuversicht“. Die Bank of England beließ den Leitzins im Juni bei 0,5 %. Doch drei der neun Führungsmitglieder votierten für eine Erhöhung. An den Märkten hält man daher eine Zinserhöhung im August für möglich.

Ausblick

Das Wetter an den Zinsmärkten bleibt uneinheitlich. Jedoch ist immer häufiger ein tendenziell steigendes geldpolitisches Barometer zu beobachten, so dass sich die Zinswende langsam aber sicher konkretisiert.

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